TravelMobility - Alles ums Wohnmobil

Heute ist Saisonauftakt. Mit etwas Nachdenklichkeit, ob der für die Natur sehr ungewöhnlichen Temperaturen von um die 15°C Anfang März, entschließen wir uns, Besagten in Rothenburg ob der Tauber zu verbringen. Untergebracht haben wir uns auf dem Wohnmobilstellplatz P2 an der Nördlinger Straße. Einmal über ampelgeregelte die Kreuzung gehen und schon betritt manndurch das Spitaltor den äußeren Ring der Stadtmauer und fühlt sich plötzlich so etwas, wie einen Hauch Mittelalter.

Dass Rothenburg als eine der schönsten Städte Bayerns, wenn nicht sogar Deutschlands gilt, wussten wir schon. Trotz dessen überraschte das kleine Städtchen, das zwischen 1274 und 1803 Reichsstadt war, mit vielen engen und verwinkelten, aber malerischen Gässchen, deren Durchquerung sich durchaus lohnte. Die Stadtmauer, die bereits um 1200 die Burg, deren Garten heute noch das westliche Ende der Stadt prägt und einen atemberaubenden Ausblick auf die Landschaft Mittelfrankens bietet, umringt Rothenburg noch heute komplett, und ist in weiten Teilen auch noch begehbar. Ein besonderes Highlight zeigt sich in den Kasematten des Spitaltors. In dessen dunklen Gängen begegnest du noch zufällig angeordneten Wagen und älteren Kanonen, die aber wohl nicht mehr aus dem Mittelalter stammen, da es sich bereits um Hinterlader handelt, die erst Jahre später entwickelt wurden. Im Zwischenring hinter dem Tor erregt ein Baum unsere Aufmerksamkeit, der schon Einiges erlebt haben dürfte. Einem jähen Ende des Gewächses wurde wohl schon vor geraumer Zeit durch das ausmörteln mit Steinen begegnet.

Da Rothenburg bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als eine touristische Hochburg galt, wurde die in weiten Teilen zerstörte Stadt nach dem Krieg in den 1950er – 1960er Jahren wieder nach Originalplänen aufgebaut und durch ein einzigartiges Baukonzept so auch wieder bewohnbar gemacht. Dies mach auch heute noch ihren besonderen Charme aus, sie insbesondere abseits der Touristenströme aller Herren Länder zu erkunden.

Vom Spitaltor aus kommend, empfiehlt es sich nämlich, nicht die Hauptstraße durch den Siebersturm, sondern der Mauer westwärts zu folgen. Hier kommst du nach etwa 100m weiter an der Reichsstadthalle vorbei, hinter der, noch immer innerhalb der Stadtmauer und an selbige gedrückt im Schatten des Stoeberleinsturms, unbeachtet neugieriger Kameraobjektiven ein kleines Amphitheater, die Stoeberleinsbühne, lauert.

Kurz dahinter befindet sich die ehemalige Rossmühle, die heute in eine Jugendherberge umgewandelt wurde, gefolgt von Fisch- und Kohlturm bis die Mauer nur noch mannshoch wird und Dir einen sagenhaften Blick auf die Stadt und die Umgebung eröffnet. Am Ende der kleinen Gasse, hinter dem Kobolzellerturm erreichst Du auf Höhe des Plönlein die Spitalgasse, die Hauptverkehrsader durch die Stadt, welche außer den Touristenmassen (leider) auch noch immer regen Autoverkehr verkraften muss. Kunstgewerbe, fränkischer Wein, italienisches Eis oder mexikanische Speisen. Hier brauchst Du wirklich auf nichts zu verzichten.

Hinter der St. Johannes Kirche findest Du das Kriminalmuseum mit einer wirklich eindrucksvollen Sammlung von Folterwerkzeugen aller Epochen aber auch Insignien weltlicher und kirchlicher Rechtsmächte und Informationen über Rechtsvorstellungen aus verschiedenen Zeitabschnitten.

Rothenburg ob der Tauber muss irgendwas mit Weihnachten am Hut haben, so denkt der Passant, wenn er auf dem Weg zum Weihnachtsmuseum die mehr oder minder kitschigen Läden, bestückt mit allerlei Weihnachtsschmuck, Pyramiden und Nussknackern passiert. Gegenüber vom Marktplatz i der Herrngasse wirst Du dann fündig. Das Weihnachtsmuseum lädt mit, unter wie wir finden, erdrückenden Eindrücken zu einem Besuch ein. Sofort nach dem Eintreffen fühlt man sich an den Nordpol versetzt und zwar genau irgendwann zwischen Ende November und Mitte Dezember. In Vitrinen lässt Du dir keine weihnachtlichen Artefakte, auch aus unterschiedlichen Epochen, entgehen. Zeitgenossen, die es mit dem winterlichen Zauber nicht ganz so haben, seien gewarnt, denn die natürlich bunte doch vor Allem durch rot dominierte Farbenpracht droht einen förmlich zu erdrücken. Wir finden jedoch, gesehen haben sollte man es trotzdem mal.

Gehst Du über den Marktplatz weiter, kommst Du unweigerlich an der St. Jakob Kirche vorbei, deren Ursprünge bis in das frühe 14. Jahrhundert zurückgehen. Damals noch eine kleine Pfarrkirche erhielt sie erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts ihr heutiges Gesicht. Leider ist das Zeitfenster der Öffnungszeiten zwischen 11:00 und 14:00 Uhr sehr knapp bemessen und bei der Städtetour-Planung zu berücksichtigen.

Wer mehr über die Stadtgeschichte Rothenburgs erfahren möchte, dem sei das Rothenburg Museum oder Reichsstadt Museum ans Herz gelegt. Etwa 30000 Exponaten erzählen die lebendige Geschichte der für die Region schon seit langer Zeit wichtigen Stadt. Größere Industrieprojekte waren hier schon geplant, scheiterten jedoch an der damals schlechten Anbindung an das Eisenbahnnetz. Diese wurde zwar offensichtlich mit der Zeit zaghaft ausgebaut, liegt aber jetzt in großen Teilen wieder lahm, wie uns die ungenutzte Bahntrasse hinter unsrem Wohnmobilstellplatz verrät.

Wenn du etwas Ruhe brauchst, empfehle ich Dir, dich immer an der Stadtmauer entlang zu bewegen. Ein relativ breiter grüner Gürtel um diese herum lädt zum Flanieren und auch zum einen oder anderen Picknick ein.
Solltest Du mehr über Rothenburg und die Geschichte der Stadt wissen wollen, erfährst Du viel Wissenswertes in meinem TravelGuide-Portal oder der zugehörigen App.