Unter Hochspannung ...

Du hast in Deinem Wohnmobil grundsätzlich zwei Stromkreise: einen 12V und einen mit 220V. Letzteren erkennst Du in der Regel daran, dass es, meist in Bad oder Küche, auch 220V Steckdosen gibt. Dieser steht Dir jedoch i.d.R. nur bei Feldstrom zur Verfügung, also wenn Du auf einem Campingplatz stehst und Dich dort mit dem örtlichen Stromnetz verbindest. Im Grunde genommen auch kein Problem, weil die meisten Deiner technischen Geräte, wie Leuchten, Fernseher oder Dein Kühlschrank, auf 12V laufen, Dir also jederzeit zur Seite stehen. Doch irgendwann kommt sicherlich der Punkt, an dem Du mit Deinen Geräten an Grenzen stößt: Bei Haartrockner, Kaffeemaschinen & Co. hört der Spaß meist auf. Die gibt's nur in der 220V Ausführung, was Dich in die missliche Lage versetzt, diese Geräte dann nur auf festen Plätzen nutzen zu können. Doch es geht auch anders: Deine Lösung wäre ein Wechselrichter. Wechselrichter wandeln den 12V Bordstrom in 220V Wechselstrom um, wie Du ihn von zu Hause kennst. Wechselrichter werden meist eingesetzt, wenn Du eine Solaranlage auf Deinem Wohnmobil installiert hast, und diesen Strom nun in Form von 220V Wechselstrom in Deinem Wohnmobil nutzen möchtest, um auch beim autarken Stehen nicht auf 220V-Annehmlicheiten verzichten zu müssen. Im Wohnmobilbereich gibt es häufig sogar Solar-Batterie-Wechselrichter - teils mit Netzvorrangschaltung, welche sich dadurch auszeichnen, dass sie gleichzeitig ein (mehr- oder weniger) intelligentes Batteriemanagement mitbringen, damit der nicht benötigte Strom Deiner Solarpaneele zum Laden Deiner Aufbaubatterie genutzt wird.

Diese auch Inverter genannten Geräte gibt es dabei in verschiedenen Qualitäts- und damit auch Preisklassen, wobei Du nicht zwingend auf die Billigsten setzen solltest. Warum? Ein Inverter hat zwei Aufgaben: Einmal, wie bereits beschrieben die Umsetzung 12V auf 220V, was durch einen Transformator geschieht und das können grundsätzlich alle Geräte, die dies auf ihren Eigenschaftsmerkmalen stehen haben.

Die zweite, viel wichtigere Aufgabe ist, den Gleichstrom der 12V Batterie bzw. Solarpanels in einen Wechselstrom mit möglichst reiner Sinuswelle umzuwandeln. Vor Allem das Glätten, welches durch - sehr stark vereinfacht ausgedrückt - das elektronische Ein- und Ausschalten von "Schaltern" und somit Umkehren der Flussrichtung des elektrischen Stromes geschieht, ist recht aufwendig, was die preiswerteren Modelle meist nicht oder sehr schlecht erreichen. Sie erzeugen nur eine sinusähnliche Welle. Einige elektrische Geräte, wie Haartrockner oder normale Kaffeemaschinen, kommen damit auch relativ gut klar, andere wiederum, wie Kaffee-Pad-Automaten oder Handy- bzw. Laptop-Ladegeräte, nehmen Dir eine unsaubere Sinuskurve übel und funktionieren dann schlecht oder gar nicht.

Mittlerweile schreiben viele Hersteller "reine Sinuswelle" auf ihre Produkte, was man nicht immer einfach nachweisen kann, sondern was sich erst im Betrieb zeigt. Bevor Du nach dem Kauf und Einbau bemerkst, dass das eine oder andere elektrische Gerät nicht funktioniert, lass Dich beraten. Außerdem empfehle ich deswegen auch, einen Wechselrichter im mittleren Preissegment ab mind. 300 Euro ins Auge zu fassen. Bei Deiner Recherche im Internet solltest Du relativ schnell sehen, welche Hersteller dafür in Frage kommen.

Wechselrichter gibt es in unterschiedlichen Leistungsklassen (W). Hier musst Du darauf achten, dass etwa die Drei- bis Vierfache Stromaufnahme des stärksten Gerätes, das Du betreiben möchtest, abgedeckt ist. Sollte der Haartrockner beim Kaffeemachen parallel laufen, verstärkt sich dieser Effekt natürlich. Wenn also Deine Pad-Maschine 1200W Leistungsaufnahme hat, solltest Du nach einem Wechselrichter mit mindestens 3000W suchen. Diese weisen meist eine kurzzeitige Stromaufnahme von bis zu 4000W auf. Was bedeutet das? Deine Pad-Maschine drückt das heiße Wasser mit hohem Druck durch das Kaffeepad. Das bedeutet, dass die Wasserheizung mehr oder weniger langsam mit max. 1200W das Wasser aufheizt. Damit hat Dein Wechselrichter noch keine Probleme. Sobald die jedoch die Pumpe "anspringt" und das Wasser schnell komprimiert, kann es kurzzeitig zu hohen Leistungsspitzen und einem sehr hohen Anlaufstrom kommen, der zwar nur einige Millisekunden anhält, Deinen Inverter aber stark belastet. Das bewirkt meist, dass die Sicherung vom Wechselrichter fliegt. Ist nicht gefährlich, aber ärgerlich.

Wenn Du dich erinnerst, habe ich eingangs noch den Begriff Netzvorrangschaltung verwendet. Was ist das? Nun, Wechselrichter haben zwar meist ein oder zwei Steckdosen eingebaut, über die Du deine Geräte betreiben könntest. Da du den Inverter jedoch in den seltensten Fällen mitten in den "Wohnraum" platzierst, sondern z.B. in Deine Heckgarage einbaust, macht es wenig Sinn, Deine Freundin zum Haare Föhnen in die Heckgarage zu schicken. Deswegen haben Wechselrichter auch Anschlüsse, über die Du sie an den ohnehin bereits vorhandenen 220V-Stromkreis anbindest. Wechselrichter mit Netzvorrangschaltung machen im Prinzip nichts anderes, als zu registrieren, ob Du dein Wohnmobil an den Feldstrom angeschlossen hast, oder ob er Dir 220V aus der Batterie absaugen und bereitstellen soll. Meist kannst Du der Software Deines Inverters dann über eine Fernsteuerung noch explizit mitteilen, dass Du beispielsweise vorrangig den Strom aus Deiner Aufbaubatterie nutzen möchtest OBWOHL Du am Feldstrom angeschlossen bist. Das würde beispielsweise Sinn machen, wenn Du Deinen Feldstrom pro kWh bezahlst.

Noch ein Tipp an Bastler und Sparfüchse: Die Inverter gibt es mittlerweile auch im diy-Segment mit ausführlichen Einbauanleitung und Du kannst sie mit etwas technischem Verständnis und handwerklichem Geschick selbst einbauen.

!!!!!! Beachte dabei jedoch, dass der Strom am 220V Ausgang nichts anderes ist, als der aus Deiner heimischen Steckdose. Kontakt mit diesem ist genauso gefährlich, wie zu Hause. Deswegen sollte Einbau und Montage im Zweifelsfall immer von fachkundigen Personen ausgeführt werden!!!!!