Sonntag 8 Uhr auf dem Alf Moselcamping, unweit von Zell an der Mosel. Am Morgen nach dem dortigen Weinfest beginnt unser Trip. Heute geht es nach Calais, um nach Südengland überzusetzen. Wir haben die Autobahn zu dieser Morgenstunde ab der Mosel nur für uns. Erst in Belgien gesellen sich langsam die einen oder anderen Zeit- oder je nach Sichtweise Leidensgenossen zu uns. Die Wolken hängen träge und gespenstig über den hügeligen Wäldern der Ardennen.
Wir erreichen nach einer recht ereignislosen Fahrt Calais und setzen über. Je näher wir der britischen Insel kommen, desto stärker wird der Regen. Erst kurz vor Dover, dessen weiße Klippen schon weithin sichtbar sind, bricht die Sonne durch die Wolken und gibt einen bezaubernden Blick auf die Kalksteinformationen frei.
Tag 1: In Dover fahren wir auf die M20 Richtung Folkstone und London. In Ashford verlassen wir selbige, um von dort über malerische Landstraßen gen Westen zu ziehen. Doch schnell wird klar. Die Planung muss über den Haufen geworfen werden. Wir haben leider mit mitteleuropäischen Straßen gerechnet, was sich nun rächt. Kleine Straßen lassen kaum Geschwindigkeiten über 50km/h zu, das Auto knarrt und ächzt an allen Ecken und Enden ob des hiesigen Straßenzustandes und gelegentlich ist die Fahrbahnmittelmarkierung mehr Dekoration als Nutz, weil sich bei einer Breite von etwa drei Metern, alles was breiter als ein Fahrrad ist, sowieso in der Mitte tummelt.
Wir finden nach einer anstrengenden und gegen Ende hin auch nervenaufreibenden ersten Fahrt einen Parkplatz in einer Seitenstraße von Edenbridge, gönnen uns und Speedy eine Ruhepause und genießen im „Olde Crown“ unser erstes und an diesem Abend auch letztes Bier. Das Kuriose: selbst im fußballverliebten England geht zur Schließzeit um 22 Uhr zur Europameisterschafts-Halbzeitpause die Fernseher aus - der Fairness halber muss hinzugefügt werden: Ohne englische Beteiligung. |

Bampton: Die Dorfkirche und Friedhof waren Drehort für einige Szenen von "Downton Abbey" |
Tag 2: Meine Unkenntnis ist einiger Klarheit bezüglich der einzuschätzenden Routenverläufe gewichen und die Wahl der Straßen ist etwas leichter geworden, mit einem Mix aus Autobahn M20 und M40 um London herum, verlassen wir in High Wycombe Selbige und folgen der Landstraße, die parallel dazu führt. Hier kommt uns unsere wieder reaktivierte und im physischen Ax Format vorliegende Karte zugute, welche wenigstens im Gegensatz zu unseren elektronischen Helferlein einen Unterschied zeigt zwischen gelben Landstraßen der Kategorie C (wie Crash-Potenzial) und rot dargestellten Äquivalenten mit B Kategorisierung (Besser) ...
… und landen in Bampton. Was? Wieso hier in der Einöde? Nun, Bampton dürfte den Fans der BBC Fernsehserie „Downton Abbey“ zumindest virtuell ein Begriff sein. Hier, etwa 80km von Highclere (dazu komme ich später) entfernt, wurden die Dorf- und Kirchenszenen gedreht. Demzufolge steht ihnen (den Downton Fans), wie auch uns ein Pflichtbesuch in der hiesigen Kirche und ein Rundgang durch das Dorf an. Und tatsächlich; wie wir sehen, gibt es kleine Reisegruppen, die sich hierher verirren, Englische, Amerikanische und Australische.
Eng an eng schmiegen sich die Häuser aneinander und begrenzen die größtenteils gepflasterten Straßen. Tatsächlich zeigt sich lediglich der die Kirche unmittelbar umgebende und südlich an sie grenzende Dorfkern in altertümlichem Charme. Läuft man nur um Weniges weiter, prägen die Häuschen wieder den neuenglischen Stil.
Nach diesem kurzen Abstecher geht es von hier aus weiter in die historisch-malerische Stratford-upon-Avon, die einst Shakespeare seine Heimat nannte.
Krumme und schiefe und zum Schrecken eines jeden deutschen Baubürokraten bis heute noch bewohnte Häuschen zeugen von einer geschichtsträchtigen Vergangenheit. Dazwischen erscheinen immer wieder restaurierte Häuser oder Neubauten, die den altehrwürdigen Behausungen der mittelalterlichen Mittelschicht Halt zu geben scheinen, damit diese nicht umstürzen. |
Sehr viele Einwohner hier in Stratford scheinen vom und zum Wohl der Touristen zu leben. Frei nach Shakespeare „… mir deucht, ich habe selten eine solche Fülle an Cafés und Restaurants erblicket ...“ oder so ähnlich.
Campingplätze zu suchen, gestaltet sich hier in England etwas mühseliger. Häufig treffen wir auf Club-Plätze, die – zumindest bis jetzt – für Nicht-Mitglieder den dreifachen Preis bedeuten oder man gar nicht erst aufgenommen wird. Fündig werden wir südlich von Redditch auf einem kleinen, liebevoll privat geführten Platz, der so neu oder klein, bzw. abgelegen scheint, dass er auf keiner Karte eingezeichnet ist, wohl auch, weil er direkt neben einem Club-Camping liegt und von Touris wie uns lebt. |

Stratford-upon-Avon: Shakespere's Geburtshaus in Stratford-upon-Avon |

Shrewsbury: Tudor-Häuser drängen sich zwischen jüngere Stadtgeschichte |
Tag 3: Wir fahren weiter gen Nordwesten immer Richtung Shrewsbury, welches einerseits auf unserem Weg liegt andererseits auf besagter Karte, die wir wieder reaktiviert haben, als eine "interessante" und "schöne" Stadt gelb hinterlegt ist.
Relativ schnell findet sich auch ein Parkplatz direkt an der Shrewsbury Abbey. Auf den Busparkplätzen ist genügend Platz, wohingegen der ausgeschilderte City-Centre Parkplatz doch für eher kleine Vehikel erschlossen wurde.
In Shrewsburys Geschichte scheint sich einiges getan zu haben, wobei die Tudors einen großen Anteil am Wachsen und Gedeihen der Stadt zu haben scheinen. Dies zeigen viele noch aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhaltene Tudor-Häuser.
Allein die lieblich gestalteten und gepflegten Häuschen tauchen in der dazwischenliegenden Großstadt-Atmosphäre nur allzu leicht unter, was diesen Ort etwas unattraktiver als zum Beispiel Stratford-upon-Avon, jedoch immer noch einen Abstecher wert macht.
Für uns geht es nach diesem kurzen Intermezzo weiter Richtung Eryn Nationalpark, wo wir uns bei Bewts-y-Coed von der Straße A5 kommend einen ordentlichen Berg zu Rynys Farm Campsite hinaufquälen, wo uns ein atemberaubendes Panorama im Wechselspiel der Wolken und des Lichts erwarten. Die junge und freundliche Familie, die den Platz unterhält lebt in den Sommermonaten hier oben. Bezahlt werden kann hier nur cash, was eine bemerkenswerte Seltenheit in normannischen Gebieten ist.
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Ryny's Farm Campsite: Unser Nachtstellplatz im Eryn Nationalpark entschädigt für den mühsamen Aufstieg |
Tag 4: So eine Fährüberfahrt kann den ganzen Tag kosten. Doch vorher führt uns unsere vorerst letzte Etappe durch Wales durch malerische Täler, umsäumt von Bergen mit walisisch-mystischen Namen, wie Glyder Fawr oder dem Carnedd Llewelyn. Wir lassen den See Llyn Ogwen rechts liegen um dann schließlich an der Menainstraße zu landen, einem Durchschnitt der Nordsee, der diesen äußersten Zipfel von Wales zur Insel werden lässt.
Die Fähre nach Dublin braucht dreieinhalb Stunden für die Überfahrt, bei ruhiger See… Und so kommen wir am Abend in Dublin an, wo wir uns in Malahide, nördlich der irischen Hauptstadt nach einem Plätzchen für die Nacht umschauen. Wir wollen erst in der Nähe von Malahide Castle nächtigen, was uns jedoch verwehrt bleibt, weil just zum Zeitpunkt unserer Ankunft ein Rockkonzert in den Gärten Malahides stattfindet und die Straßen von mehr hauptsächlich Jugendlichen gesäumt sind, als sie vertragen können. Die Polizei muss sämtliche Ampelschaltungen aufheben, weil aus der Railway Station "Yellow Road" eine nicht mehrenden wollende Wolke an jungen Menschen quillt.
Direkt an einem Bodden nördlich von Malahide ergattern wir noch einen Platz neben dem Malahide Yacht Club (offensichtlich ein bei einheimischen sehr beliebtes Standrevier für Surfer und alle, die es werden wollen) für diese Nacht und lassen diesen Abend bei Fish & Chips, Cheese-Nachos und ein bis zwei Guinness ausklingen. |

Dublin/Malahide: Unser Stellplatz in Malahide ist zwar eine Notlösung, liegt jedoch malerisch am Meer |

Carlingford: Hoch über der R173 bei Carlingford thront das Carlingford Castle |
Tag 5: Von einer Hauptstadt in die nächste. Heute führt uns der Weg von Dublin in die Hauptstadt Nordirlands, nach Belfast. Doch zunächst wollten wir noch Malahide Castle besuchen, welches wir am Tag zuvor während unserer Stellplatzsuche entdeckten. Was wir nicht wussten: Das Castle kann nur verbunden mit Führungen besichtigt werden und diese waren für den ganzen Tag ausgebucht. Also gingen wir wenigstens noch in die wunderschön blühenden Gärten von Malahide, in denen es auch ein Schmetterlingshaus gibt. Auch das war einen Besuch wert, bevor uns die Reise weiterzog.
Unterwegs fiel uns noch ein Schild auf, welches in Richtung Newgrange führte, einem der steinzeitgeschichtlich aktivsten Spots Irlands. Doch auch hier mussten wir feststellen, dass Besucher nur Gruppenweise „abgefertigt“ werden und ohne langfristige Planung in Irland nur wenig zu Sehenswertes zu bestaunen ist. In Belfast selber wollen wir auf demselben Stellplatz, wie vor neun Jahren unterkommen.
Plötzlich, türmt sich, wie von Geisterhand eine Steinbrücke über uns auf und zieht unsere Blicke auf das John’s Castle (bzw. Carlingford Castle). Wir fahren auf den kurz dahinter liegenden Parkplatz und beschließen, uns die Sache mal genauer anzuschauen. Doch das Castle besteht, anders, als der Name es vermuten lassen würde, lediglich aus einem Turm, welcher von einer dicken Mauer umgeben ist. Zum Anschauen scheint da nicht viel zu sein. Auch kommen uns nur wenige Touristen entgegen, die sich wohl auch mehr erhofft haben.
Zwei Nächte auf dem Dundonald Touring Caravan Park bei Belfast war der Plan, Allerdings machen uns die irischen Ferien einen Strich durch die Rechnung. Kein Campingplatz ist mehr verfügbar. Doch nach drei Tagen auf Parkplätzen brauchen wir eine ordentliche Dusche. Da wir Belfast aus Sicht eines Touristen jedoch bereits kennen, fahren wir in die Stadt, schlendern mehr oder weniger ziellos durch seine Straßen und Einkaufstempel und landen am Ende im The John Hewitts, einem angesagten Pub, das für seine Live-Musik Abende bekannt ist.
Beim Warten auf dem Bus, bemerken wir ein Festzelt und blau-weiße bayerische Fahnen an Straßenabsperrungen auf dem Queens Square. Auf unsere Frage hin, was hier los wäre eröffnete man uns, es sei das Oktoberfest, welches alljährlich in Belfast Anfang Juli abgehalten wird. Da wir noch 20min bis zur Abfahrt des Busses haben. Lassen wir uns nicht lange bitten und prüfen die Authentizität, mit der man im britischen Nordirland die Deutschen identifiziert. Es gibt deutsches Bier, deutsche Brezen und Volksmusik, auch wenn diese eher aus amerikanischen Gefilden kommt. Ein Countrysänger samt seiner Gruppe liefert ein musikalisch und stimmlich hervorragendes, wenn auch weniger authentisches Konzert. Aber wir lächeln darüber und genießen das Hofbräu-Bier bei Klängen von Banjo und Guitar. |

Dublin/Malahide: Das Malahide Castle ist über Wochen hinweg ausgebucht und Zutritt gibt es nur im Halb-Stunden-Rythmus mit Führungen. Tipp: vorbestellen. |

Dublin/Malahide: Aber auch das Butterfly-House in den Malahide Gardens ist besonders für Kinder immer ein Erlebnis |

Dublin/Malahide: Die Malahide Abbey in der Nähe des Castles hat ihre besten Tage schon hinter sich. |
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Tag 6: Auch heute müssen wir wieder lernen, dass Urlaubsplanung in Irland nicht so einfach ist. Auf dem Plan steht die Fahrt entlang der Küste und ein Besuch beim Cliffpath The Gobbins. Tief unter den rauen Klippen, nur kurz über der Wasseroberfläche der meist tosenden Nordsee führt ein Pfad über Metallroste und Steine durch die vom Wasser ausgewaschenen Höhlen und Spalten.
Doch auch aus diesem Addon Erlebnis wurde aus Ermangelung an Vorreservierungen nichts, da der nächste freie Zeitslot etwa drei Stunden in der Zukunft liegt und andere bereits gebuchte Besuche uns zum Weiterfahren zwingen. So langsam beschleicht uns das Gefühl, ein Irland-Urlaub könnte recht hektisch werden, wenn man wirklich alles sehen möchte (siehe auch Zwischenfazit). Eine sowieso geplante Aktion wird also Vorgezogen. Statt die Gobbins von innen zu besichtigen, packe ich meine für ebensolche Zwecke mitgenommene Drohne aus und mache ein paar traumhafte Schnappschüsse aus der Luft. |

Der Küstenabschnitt der Gobbins. Der Weg auf dem Bild führt die Klippen hinunter und weist den Abenteuerlustigen den Weg zum Pfadeingang |
Ebenso ärgerlich, wie die Sightseeing-Planung stellt sich mittlerweile auch, wie schon in Belfast, auch heute die Stellplatzplanung dar. Aufgrund der Ferien war uns bereits vorher klar, dass die Stellplatzsuche ein Glücksspiel wird, dass allerdings im Nordosten Irlands beinahe alle Camping, wie Stellplätze ausgebucht sind, stellt uns dann doch vor Herausforderungen.
Schließlich finden wir einen Campingplatz in den Bergen bei Ballycastle. Der englische Ausdruck für Einsamkeit heißt ja „in The Middle of Nowhere …“, und bald wird uns klar: kein Ausdruck beschreibt diesen Watertop Farm Campsite besser, als dies. Aber wir nehmen die Herausforderung an und versuchen, hier mal einen Tag gar nichts zu machen: kein Pub, kein Sightseeing, kein WLAN – einfach nur Natur, davon jedoch zugegebenermaßen jede Menge.

Die Umgebung des Watertop-Farm Campingplatzes. |
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ZEITGESTEUERT:
Ein Einfaches "Wir fahren die und die Strecke und schauen uns das an, was man uns auf Wegweisern kredenzt", ist hier im britischen Teil Irlands augenscheinlich nicht, was eventuell den Gepflogenheiten auf der britischen Insel selber folgt. Ein Fahrtag müsste komplett durchgeplant werden und Besuche müssten zeitgesteuert eingetaktet werden: Malahide Castle vorreservieren eines Timeslots von 9:30 Uhr bis 10:30 Uhr. Danach Fahrtzeit Malahide bis Newgrange eine halbe Stunde, also Newgrange vorreservieren zwischen 11:30 bis 12:00 Uhr usw.
Das wiederrum würde bedeuten, man müsste an diesem Tag pünktlich 9:00 Uhr von seinem Platz losfahren, um das zu schaffen. Ein solcher Tag jedoch bedeutet auch, dass man u.U. nachmittags vor 16 Uhr nicht auf dem nächsten Stellplatz ankommt. Das Glück zu haben, insbesondere bei den größeren Touristenattraktionen an die Kasse zu gehen und den nächsten Zeitslot zu ergattern ist unserer Erfahrung nach höchst selten - zumindest in der Hochsaison.
Über die Logik und das Verständnis kann man streiten, aber für uns nicht das, was man sich unter einem entspannten Urlaub vorstellt, was bedeutet, wir mussten und müssen noch so manche attraktive Sehenswürdigkeit auslassen, weil es einfach nicht dem Takt der Reise folgt oder wir zu viele „Verpflichtungen“ eingehen würden, was wir nicht wollen. Hier ist man wohl eher dem Rythmus der einheimischen gefolgt, die sich auch in der größten Einöde für Tage oder gar Wochen mit ihren Caravans festsetzen und demzufolge dann auch entsprechend Zeit mitbringen können. |
Tag 7: Watertop-Farm Campsite. Dass die Antrim Coast and Glens National Landscape im Nordosten Irlands eine sehr dünn besiedelte Gegend ist und wir dort wirklich einmal chillen können, war uns klar, doch in welche Einöde man sich hier begeben kann, ist erstaunlich. Der Weg von der A2 bis zur Farm führt über ein enges Sträßchen, welches zu allen Seiten den Blick auf die wunderschöne sanft hügelige Landschaft freigibt. Und kurz nachdem wir schon dachten, falsch abgebogen und auf eine Sackgasse hereingefallen zu sein, heißt uns ein kleines handbemaltes Schild auf der Farm willkommen und weist uns den Weg zum Stellplatz. Eine Rezeption gibt es hier nicht. Hier ist das Leben noch leichter, die Uhren ticken anders. Gezahlt wird nur online.
CAS(H)UAL: Überhaupt wird in Irland fast überall und fast ausschließlich mit Karte oder Online beim Buchen gezahlt. Zückt man beim Bezahlvorgang das Portemonnaie und zaubert Pfund- oder Euroscheine daraus hervor, kann es vorkommen, dass man seinen Gegenüber in einen leicht panischen Zustand versetzt. Cash wird zwar natürlich auch genommen und ein einziges Mal (beim Ryny's Farm Campsite) ist es vorgekommen, dass nur Cash gezahlt werden konnte, aber in der Regel wird in Restaurants, Pubs, Geschäften oder Campingplätzen vorausgesetzt, dass das Kartenlesegerät genutzt wird.
Zurück zur Watertop: Eine öffentlich zugängliche schwarze Schiefertafel mit der Auflistung aller Bereiche und Pitch-Nummern neben der Eingangstür der ersten Hütte auf dem Platz, also dem, was einer Rezeption am nächsten kommt, zeigt uns durch unseren eingetragenen Namen, wie auch den der anderen Gäste, auf welchen Platz wir gebucht wurden. Jedem DSGVO-Verantwortlichen würden die Haare zu Berge stehen, aber wir sind erstaunt. Es ist einfach, einfach genial und wie Dein Nachbar heißt, interessiert hier sowieso niemanden, also: Alles gut!
Der darauffolgende Tag beginnt schon mit dem uns inzwischen bekannten Geräusch von Regentropfen auf dem Wohnmobildach. Dass uns dieses Geräusch noch länger begleiten würde, als uns lieb ist, wissen wir zu diesem Zeitpunkt (Gott sei Dank) noch nicht. Also bleiben wir heute mal etwas länger im Bett, als zum Ausschlafen nötig gewesen wäre, und starten mit einem ordentlichen Kaffee und Frühstück in diesen tristen, düsteren und mit einem mit tiefen Wolken verhangenen Himmel ausgestatteten Tag. |

Auf Watertop gibt es im kleinen Farm House alles, was man braucht. Eier, Milch und vieles mehr |
Als der Regen am späten Vormittag geringer wird und nur noch dichtem Nebel weicht, unternehme ich den Versuch, für ein paar Luftbilder mit meiner Drohne die Gegend zu erkunden. Ich fahre mit dem Fahrrad über die Farm und entdecke an deren anderen Ende eine Straße, die ins nirgendwo zu führen scheint. Ich folge ihr – zuerst auf der für Irland natürlich falschen Straßenseite - und stoße bald auf ein Schild, welches den Weg zur Murlough Bay weist. ‚Bei dem Wetter? Naja, was soll’s‘ denke ich mir und folge ihm. Es geht über eine schmale Straße zunächst stark bergauf, dann stärker bergab. Während mich die Bremsen meines Rades mit lautem Kreischen ob der feuchten und nach Salz schmeckenden Luft darum betteln, anzuhalten, lüftet sich die graue Suppe vor mir und gibt den Blick frei auf eine sagenhaft schöne, nun im Sonnenlicht scheinende und in allen Farben, die Irland zu bieten hat, leuchtende Bucht.
Ich gebe dem Wunsch meiner Bremsscheiben nach und starte die Drohne zu einem Flug über die Murlough Bay.
Saftige grüne Wiesen, nur unterbrochen von kleinen wollig weißen Tupfern der Schafe bieten sich meinen Augen. Dies ist ein Anblick, der für den ganzen Rest des Tages entschädigt, wie auch für den Aufstieg der Rückfahrt nachdem ich erstmal hinunter gefahren bin. Noch einmal übe ich Mitleid mit meinen Bremsen, die meines Wissens noch nie Energie in einem Gefälle von etwa 15-20% über eine Strecke von 3-4km vernichten mussten. Obwohl ich auf einer korrekt asphaltierten und auch befahrenen Straße fahre, ist dies definitiv nichts, aber auch gar nichts für einen Abstecher mit einem Wohnmobil oder vergleichbar Großem. Für Motorräder mag sie kurven- und landschaftstechnisch interessant sein, für faule Zeitgenossen mit dem Auto befahrbar, aber für alles, was mehr als 5m lang ist, definitiv ungeeignet!
Unten, am Meer, angekommen, gönne ich meinem Drahtesel seine wohlverdiente Erholungspause und setze mich auf einen Felsen am Ufer. Hier kann man es aushalten. Der Klang der Wellen des Atlantiks scheinen von den schroffen Felswänden, das Geräusch verstärkend, widerzuhallen. Sie thronen majestätisch über der Bay und man ist versucht, die Bewohner der zwei oder drei weißen Häuschen, die die Bucht säumen und sich an deren Felsen schmiegen, fast zu beneiden.
Der Aufstieg aus der Bucht gestaltet sich sehr schwer. Während ich zugegebenermaßen subjektiv gehörig in die Pedale trete, denke ich darüber nach, wer sich jetzt am meisten quält, ich oder der Elektromotor meines E-Bikes, der trotz erstem eingelegten Gang und meiner Unterstützung doch sehr zu kämpfen zu haben scheint, wie ich dem Jaulen etwa 90cm unter mir entnehme.
Umso einfacher geht der Weg zurück – diesmal auf der richtigen Straßenseite – zur Watertop-Farm. |

Murlough Bay: Ein kleiner Garten Eden inmitten der Einöde der Antrim Coast ... |

... mit kleinen Schereninseln, die nur bei Ebbe zu Fuß erreichbar sind ... |

... gesäumt mit saftig grünen Wiesen von denen das "Määhh" der Schafe von den Bergen zurückhallt. |

Giant's Causway Bushmills: Der Weg zum Giant's Causeway führt hinunter zur Küste ... |
Tag 8: Heute steht die Weiterfahrt nach Magilligan an. Dort wartet ein kleiner Picknickplatz auf uns. Bis dorthin allerdings auch einige touristische Leckerbissen. So zum Beispiel der Giant`s Causeway. Sechseckige Basaltsäulen ragen wie von Riesenhand erschaffen aus dem Meer, begleitet von einer atemberaubend schönen Clifflandschaft.
Doch vorher wollen wir noch einmal die Dark Hedges besuchen. Diese Entscheidung führte zu einer Erkenntnis, die wir lieber nicht gemacht hätten. Vor einigen Jahren, bei unserem letzten Besuch, gab es einen Schotterparkplatz von dem aus man nach etwa fünf Minuten Fußmarsch zu den Dark Hedges gelangte. Heute – ist der Schotterparkplatz noch immer vorhanden, allerdings mit einer Schranke davor und wenn sich diese öffnet und man will dann wieder runter, findet man sich in einer Falle wieder. Dann heißt es 5 Pfund „Eintritt“ berappen, egal wie lange man drin ist, 10 Sekunden (z.B., wenn man nur umdreht, weil kein Platz mehr auf dem Areal ist) oder man es sich angesichts des Preises anders überlegte, oder eine Stunde, die Dauer scheint vollkommen egal zu sein. Der Preis ist insofern horrend, weil durch Pflegearbeiten, die wohl im Anbetracht solch alter Bäume und der Sicherheit der Passanten aus den Dark Hedges denn eher eine Bright Ave gemacht haben. Das mächtige Antlitz der bei Freunden der Game of Thrones Serie bekannten Allee ist auf ein nur gering schattenspendendes Single Track Wagnis zurechtgestutzt worden.
Der Weg, der zum Giant`s Causeway beschritten werden kann, ist an sich kostenlos. Nur, wer einen Parkplatz direkt vor dem Visitor Centre und einen Audioguide haben möchte, ist mit einer Vorreservierung besser bedient. Für die Sparfüchse gibt es in Bushmills selber einen Park and Ride Parkplatz, etwa drei Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt. Der Eintritt kostet etwa 31 Pfund für zwei Personen.
Doch auch den Whiskeyfreunden dürfte Bushmills ein Begriff sein, befindet sich doch hier die Old Bushmills Destillery als die älteste lizensierte Brennerei Irlands. Nach einem Rundgang durch die Destillery für ebenfalls etwa 31 Pfund, Kann man noch einen der dort gebrannten Tropfen verkosten und sich natürlich im Gift Shop auch gerne damit eindecken.
Unsere Weiterfahrt von Bushmills über Dunluce und vorbei an dessen aufsehenerregendem Castle, welches hoch über dem Meer auf einem Felsen thront. Direkt neben der Straße ist es jetzt, in der Hochsaison, von Touristen überflutet und in ihrem spärlichen Angebot an Parkplätzen vollkommen überfordert, erst recht solchen für Wohnmobile. Wir sparen uns die 6 Pfund Eintritt und auch die augenscheinlich vergeblichste aller Suchen nach einem Parkplatz und fahren um eine Erfahrung weniger weiter durch Dunluce immer der Causeway Costal Road folgend.
Zwischen Downhill und Magilligan quälen wir unser Wohnmobil einen beachtlichen Berg hinauf, auf dessen Höhepunkt der Gortmore Viewpoint wartet und uns eine auf einen atemberaubenden Sonnenuntergang folgende Nacht verspricht. |

... wo die berühmten sechseckigen Basaltsäulen für viele Selfie-Jünger die Bühne sind, die die Online-Welt bedeutet. |

Gortmore Viewpoint (Magilligan): Einsam und alleine stehen wir und beobachten einen wunderschönen Sonnenuntergang. Unsere Aussicht siehst Du im Titelbild dieses Beitrags |
Tag 9: Heute wollen wir endlich an die Westküste Irlands fahren. Geplant ist ein Stopp bei Dunloe im wunderschönen Glenveagh Nationalpark gelegen. Vom Startpunkt ab geht es mit grandioser Natur weiter. Wir folgen ab Letterkenny dem Wild Atlantik Way (WAW) bei wunderschönem Sonnenschein durch fjordgesäumte Talsträßchen und meinen, im hochsommerlichen Norwegen unterwegs zu sein. Kurz darauf erregt ein puderzucker-weißer Sandstrand zwischen Kiefernwäldern unsere Aufmerksamkeit und sofort denken wir, in Mallorca oder Menorca unterwegs zu sein.
Entlang des Wild Atlantik Ways, der nun wieder der relativ fahrbaren N56 folgt, biegen wir irgendwo ab, um den Schildern zu einem Aussichtspunkt oder Strand zu folgen. Nach einer sich schier endlos
anfühlenden schmalen Straße, auf der wir vorbei an einsamen Höfen vorbei fahren, erreichen wir ihn und unterhalten uns mit einer gerade anwesenden Dame, die das Reinigungsequipment für den Strand überprüft.
ABFALL FÜR DIE TONNE : Irland hat kein wirklich funktionierendes Abfallsystem. Abfallentsorgung ist meist lokale Kommunalsache und für Strände scheint sich in ganz Irland niemand verantwortlich zu fühlen. Insbesondere in den Gegenden, in denen es keine Hotels oder Campingplätze gibt fühlen sich die Menschen „von der Welt vergessen“. An diesem Strand – ich weiß nicht mehr, welcher es war, waren deshalb am Eingang Mülltüten und -zangen aufgestellt, mit der Bitte an die Besucher, doch während eines Strandspazierganges den gefunden Müll einzusammeln und beim Verlassen des Strandes Selbigen in die Tonne zu entsorgen. Tolle Idee.
Leider ist zu sagen, dass die Hauptverschmutzer der Strände häufig aber nicht ausschließlich die Einheimischen selber sind, die ihre eigenen Hinterlassenschaften und trotz Androhung von bis zu 2500 Euro Strafe die ihrer Hunde nicht mitnehmen. Erschwert wird die Situation durch eine nicht wirklich nachhaltige Einstellung, insbesondere in Take-Away Cafés oder Burgerbuden. |

Doe Castle: Wunderschön gelegen an einem Meereszugang. Jedoch ohne Zugang ins Innere bleibt Dir nur der Gang durch den Zwischenhof

Strand im Glenveagh Nationalpark

An irgendeinem Strand: Nur ein Beispiel, dass die Kinder der Ortschaften gelehrt bekommen, die Umwelt, insbesondere die Strände sauber zu halten |
Bei einem kleinen braunen Schild, das uns kurz hinter Creeslough auf Doe Castle hinweist, biegen wir von der R245 ab und finden uns wieder einmal auf einer der unzähligen Single Track Roads wieder. Diese endet an einem kleinen, beinahe unscheinbaren aber traumhaft am Ufer gelegenen Gemäuer, welches die Zeiten zwar relativ gut überlebt zu haben scheint, jedoch von seiner Größe dedizierend nicht allzu viel Einfluss in der Gegend gehabt haben muss. Doe Castle, ist praktisch ein etwas größerer Turm, welcher wiederum von einer Schutzmauer umgeben ist. Eine Führung, geschweige denn einen Zutritt ins Innere gab es bei unserem Besuch nicht.
SINGLE TRACKS : Vorsicht beim Abbiegen zu irgendwelchen kleinen Sehenswürdigkeiten. Selbst der WAW scheint nicht überall für Wohnmobile über 7m ausgelegt und bietet überraschend viele fahrerische Herausforderungen. Auch Schilder, die vor der Weiterfahrt mit einem Fahrzeug über 3,5t warnen, sollten beachtet werden. Meist geht es weniger um das Gewicht, sondern eher darum, dass ein solches Fahrzeug etwas an Breite und Länge mitbringt. Unser Womo ist 6,5m (der halbe Meter ist unser Fahrradträger) und wir waren froh, ein solch kleines Gefährt zu haben. Auf diesen Straßen kann durchaus eine 90° Kurve von einem kleinen typisch irischen, mit Steinmauern gesäumten und nur 2,20m breiten Brückchen gefolgt werden. Wenn der Hintern deines Womos da noch in der Kurve ist, während der vordere Stoßfänger bereits an der Mauer der Brücke kratzt, kann dies einen eventuell nicht unerheblichen Schaden, auf alle Fälle jedoch einen erschwerten Rückzug bedeuten.
Auch lohnt es sich immer, nicht den Carlos Sainz zu mimen und stattdessen lieber den sprichwörtlichen Schwanz einzuziehen und bei großem Gegenverkehr (LKW, Transporter) rechtzeitig in der nächsten Ausfahrt oder Haltebucht anzuhalten oder zumindest signifikant langsamer zu werden, egal welche Schlange man hinter sich herzieht. Deine entgegenkommenden Einheimischen werden es nämlich geschlechts- und generationsübergreifend nicht tun. Meine Beifahrerin ist einige Tode gestorben und den rechten Blinker im Außenspiegel habe ich sowieso schon vor der Fahrt als natürlichen Schwund verbucht und neu bestellt.
Hintergrund ist, dass Irland nicht allzu viel Energie zur Pflege das Straßenrandbewuchses investiert. Dies führt außer zu zugewachsenen Verkehrsschiledern dazu, dass am linken Straßenrand entweder hoch gewachsene Hecken, tiefhängende Bäume oder unsichtbare Felsbrocken im Gras lauern, die das Ausweichen über den linken Fahrbahnrand hinaus zur Lotterie werden lassen. Wir haben einige Fahrzeuge auf den Plätzen stehen sehen, die sich Teile der Seitenverkleidung abgerissen haben, bis hin zu verbeulten Einstiegstreppen oder beschädigten Tankablassgarnituren. Transporter haben dagegen häufig mit verbeulten Schwellern zu kämpfen. Uns selbst ist der Pilz der Zwangsentlüftung über dem Bad vom Dach gerissen worden. |
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Unsere Fahrt geht von Tälern in flache Landschaften über, die von Flutpoldern und kleinen Süßwasserrifugien unterbrochen werden. |
Weiter geht es immer in Richtung Dungloe, wo wir heute beschließen, die Fahrt enden zu lassen und auf einem Parkplatz freistehen wollen. Wir fahren durch Täler, gesäumt von frisch "gemäähhten" Wiesen, die eigentlich ganzjährig den Schafen eine Nahrungsquelle sind. Bei McCafferty's und im Bridge Inn lassen wir den Tag bei Lammsteak und Guinness sacken und begeben uns zu Nachtruhe. |
Tag 10: Atemberaubende Natur und zerklüftete Küstenabschnitte begleiten uns auf dem weiteren Weg des Wild Atlantik Ways. Wir lassen uns hier und da zu einem Schwenk in die kleinen Single Track Roads verführen, die uns über teils abenteuerlich enge Sträßchen an teils nicht vorhanden zu scheinende Punkte führen. … oder die Punkte liegen zu weit im Nirgendwo, als dass es sich lohnen würde, Stunden der kostbaren Reisezeit auf ihr Erreichen zu verbrauchen. Zumal diese Orte durch braune Wegweiser nur als „Aussichtpunkt“ deklariert werden und man, gerade am WAW häufig immer tiefer, dem Meeresspiegel entgegenfährt, wobei die Attribution mit der Vorstellung eines Aussichtpunktes zunehmend kollidiert.
Es ist jedoch auch einige Male passiert, dass wir bestimmten Schildern gefolgt sind, und wir die Route plötzlich doch verloren, weil irlands Straßenaufsicht offensichtlich nicht allzu viel zu tun versucht, bis zur Unkenntlichkeit zugewachsene Schilder von der sie bewuchernden Natur zu befreien. Noch verkraftbar bei Sehenswürdigkeiten, kann das bei Straßenschildern doch beschwerlich bis ärgerlich werden.
Das Erlebnis also, zu bestimmten „Aussichtpunkten“ zu gelangen, einem Ort, an dem vor uns wahrscheinlich noch kein Tourist zu gelangen wagte, nahmen wir uns vor, zukünftig nicht mehr allzu oft auszukosten.
Kurz vor unserem Ziel liegt Donegal, eine kleine und verschlafene, einstmals wohl recht wichtige Hafenstadt. Wie auch die Stadt selber ist ihr Castle (Donegal Castle) eine kleine Ruine, die jedoch liebevoll gepflegt wird. Das merkt man dem Personal auch an.
Überhaupt sind Iren ein überaus freundliches Volk. Gerade bei der Begegnung auf der Straße, zwischen sich entgegenkommenden Autofahrern, Joggern oder Wanderern, denen man ausweicht, aber auch am Straßenrand stehenden Passanten, wird man immer gegrüßt. Mit einem kurzen Handzeichen, bis zum beinahe einladenden Winken wird man hier allerorts begrüßt und darf dieses auch gerne zurückgeben.
Donegal Castle ist ein kleines, jedoch dank einer kleinen privaten Initiative sehr erhaltenes und liebevoll restauriertes Bürgchen, welches sich ins umgebende alte Stadtbild einfügt. Exponiert direkt am Tor der Stadtmauer und am Flüsschen Eske und nicht weit von der Donegal Bay gelegen, lässt sie keinen Zweifel über ihren einstigen Zweck.
Wir essen Standesgemäß im Castle Inn zu Mittag und schlendern langsam, jeden Gift-Shop mitnehmend zurück zu unserem Parkplatz am Donegal Pier, der für Wohnmobile geeignet ist und fahren weiter Richtung Süden. |

Donegal: Das gleichnamige Castle schmiegt sich wunderbar in das Stadtbild ein

Donegal: Liebevoll restauriert und erhalten bietet es dem Besucher eine gute Möglichkeit, gedanklich in die Vergangenheit zu reisen

Rossnowlagh Beach: Der Strand in der Nähe des Boortree Campsites
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Den Boortree Campingplatz bei Rossnowlagh und beinahe direkt am gleichnamigen Strand gelegen erreichen wir am frühen Nachmittag. Da das Wetter bei unserer Ankunft für irische Westküstenverhältnisse mit 18° und Sonnenschein sehr schön ist, beschließen wir, unseren Aufenthalt um eine Nacht zu verlängern, um den Strand zu genießen und eventuell mal mit den Füßen baden zu gehen.
Tag 11: Haha. Seichtes Getrommel wie von tausend kleinen Vögeln auf dem Dach weckt uns am nächsten Morgen. 'Stimmt, wenn man sich diese gefiederten Freunde vorstellt, scheint der Regen gar nicht mehr so schlimm zu sein.
Wir kennen das ja. Mit Ruhe den Tag angehen lassen und schauen, was er bringt. Und wenn es zu langweilig wird, haben wir ja vorsorglich immer noch die Regenjacken eingepackt. Aber soweit braucht es nicht u kommen. Gegen Mittag werden die Tropfen kleiner, das Geräusch leiser und bald weicht es nur einem Sprühnebel, der sich mit der salzigen Luft der rauschenden Wellen vermischt.
Während des Spaziergangs am Strand rüber zu den Klippen, auf denen uns die Tripadvisor-App ein Restaurant mit leckeren Seafood-Gerichten verspricht, sind wir verwundert, Autos zu sehen, die hier wie ganz normal über den Strand fahren oder darauf Parken. Wie sich später herausstellt, nutzen sie den etwas über einen halben Kilometer langen Sandstrand als Abkürzung für einen etwa 3km langen Umweg um eine große Mobilehome- und Hotelanlage.
Am Smuggler's Creek angekommen sehen wir keine Gäste. Der Grund dafür eröffnet sich uns, als wir sehen, dass das Restaurant erst 13:30 Uhr aufmacht. Ein Blick auf die Uhr zeigt und, dass wir noch gut eineinhalb Stunden warten müssten. Also nehmen wir uns vor, die Umgebung etwas zu erkunden und im kleinen Postshop, der auch als Tante Emma-Laden ein kleines Portfolio an Waren des täglichen Gebrauchs anbietet, etwas für die Kühlschrank unserer rollenden Doppelhaushälfte zu erwerben. Nachdem wir nach etwa einer Stunde zurückkommen, setzen wir uns noch etwas auf die Veranda des Smuggler's und sehen währenddessen einige potenzielle Kunden, ganze Familien, kommen und enttäuscht wieder gehen. Grund genug, es uns auch noch einmal zu überlegen und uns statt Lammsteak einen Burger vom auf dem Strand geparkten Food-Truck zu genehmigen - kostet nur ein Drittel und macht genauso satt. |

Sligo : Die Sligo Abbey wird durch meist private Hände gepflegt und erehalten |
Tag 12: Wir verlassen Rossnowlagh auf der N15 Richtung Sligo. Dort hatte auf der Landkarte die Sligo-Abbey unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wir folgen ab dem Ortseingang den Wegweisern und sehen dabei einige Eindrücke der Stadt. Sligo selber hat bei weitem, so unser bisheriger Eindruck, nicht den Charme anderer irischer Großstädte. Ihr in der Antike bedeutender Naturhafen brachte der Stadt, die sogar auf griechischen Karten aus dem 2. Jahrhundert als „Nagnata“ auftauchte, verlor sie im Mittelalter ob im Umland stärker erdender Klostergemeinden immer mehr an Bedeutung. Damit einhergehend verfiel auf die Sligo Abbey zur Ruine, wird jedoch heute von der Stadt Sligo erhalten und gepflegt. Mit einer Unterlage in Deiner Muttersprache kannst Du durch die altehrwürdigen Gemäuer schreiten und dich der phantasievollen Vorstellung vom Leben und Treiben der damaligen Klostergesellschaft hingeben.
Wir haben heute unseren ganz besonderen Tag und freuen uns auf eines der Highlights dieser Reise: Wir wollen einmal als Gäste in einem richtigen Castle residieren, so zusagen von „My Home is my Castle“ auf „A Castle is my Home“ umschwenken.
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Sligo Abbey : Ein Relikt aus Zeiten in der Sligo wichtiges Handels- und geistliches Zentrum war |

Kilronan Castle: Schon die Eingangshalle zeigt dem Besucher, was ihn hier erwartet |

Kilronan Castle : Die Bibliothek scheint aus einer anderen Zeit zu stammen |

Kilronan Castle: bei Nacht zeigt sich eine neue Erhabenheit |
Kilronan Castle, ein in einer gottverlassenen Gegend gelegenes 4-Sterne-Hotel, ist unsere Nummer-Eins-Adresse für diese Nacht. Auf dem Weg fällt uns auf, wie tief der Glaube hier in der Mitte Irlands verankert scheint. An beinahe jeder Ackereinfahrt stehen Bilder von Heiligen, die, so nehme ich an, sicherstellen sollen, dass die Ernte gut ausfällt oder das Vieh reich ernährt wird.
Ein Ehrfurcht gebietendes Tor im Stil jener Epoche weist uns den Weg in die knapp einen halben Kilometer lange Auffahrt zum Castle. Es thront wie eine Trutzburg über seinem Estate und scheint, immer über seine Lande blicken zu können. Was wir erst auf unserem Zimmer aus einem Werbefilm erfahren: Aus einer Ruine, von der nur noch die Grundmauern erhalten gewesen sind, wurde es mit unsagbar viel Liebe zum Detail wiederaufgebaut.
Wir checken ein und sind schon beim hinaufgehen in den zweiten Stock erstaunt und gebändigt von der Erhabenheit, die das Haus ausstrahlt. Betten, in die man nicht hineinfällt, sondern die man erklimmen muss. Ein Bad in Marmor(optik?) und mit Armaturen, die vergoldet zu sein scheinen. Überall dämpft dicker Teppichboden unsere Schritte, egal, ob in der Lobby, herrschaftlichen holzvertäfelten und -geländerten Treppenhaus, im Speisesaal, in den Fluren oder unserem Zimmer. Ebenso scheint die Bibliothek wie aus der vorletzten Jahrhundertwende gefallen zu sein.
Das Abendessen, welches man sich für einen mittleren dreistelligen Zimmerpreis genehmigen darf, würde unserer Ansicht nach den besten Sterneköchen zu Ehre gereichen und ändert meine Einstellung zu lächerlich erscheinenden Luxusrestaurant-Portionen grundlegend. |

Kilronan Castle: Für diese Treppen läßt man den Lift gerne leer |
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Boyle Abbey : Eine Glasfassade an der Nordseite stellt für den Besucher eindrucksvoll die ehemalige rämliche Struktur nach |
Tag 13: Kurz nachdem unsere Fahrt vom Kilronan Castle über Castlebar nach Galway startet, kommen wir auch schon in Boyle an. Castlebar ist für uns dabei nur ein Waypoint, damit wir die wunderschöne Route vorbei am Lough Mask zu nehmen.
Etwas hinter dem Ortseingang des heutigen Boyle, finden wir direkt am Fluss, der Stadt ihren Namen gibt die Boyle Abbey. Die Ruine, die liebevoll erhalten wird und die wir zu dieser Morgenstunde noch für uns alleine haben, kann für 5 Euro besichtigt werden. Es gibt Handouts in den gängigsten Sprachen, welche den Besucher in die Geschichte der Zisterzienser-Abtei und ihrer militärischen Vergangenheit nach der Lossagung Englands von der katholischen Kirche durch Heinrich VIII entführt.
Nach diesem kurzen Zwischenstopp fahren wir die gut ausgebaute N84 weiter und folgen ihr kurz vor Castelbar in Richtung Galway. An unseren Fenstern ziehen die typischen Bilder von durch niedrige Mauern getrennte Felder vorbei, die wir, so fällt uns jetzt erst auf, bis hierher vermissten.
Galway bietet, sieht man von der Kathedrale ab, nicht allzu viel zum Besichtigen. Zeigen kann sich jedoch das junge Publikum der Universitätsstadt, das in der Pub-Kultur heimisch zu sein scheint. Hier gibt es so gut wie keine Kneipe, die nicht zum allabendlichen Live-Musik-Event einlädt. |

Galway: Die Pub-Szene von Galway ist gleichzeitig dessen Highlight |
Tag 14: Eigentlich sollte es irgendwo an den Atlantik zum Freistehen gehen. Wir fahren durch den Nationalpark The Burren, weltbekann durch seine Cliffs of Moher. Saftig grüne Wiesen mit den schwarz-weißen Tupfen der Viehzucht bestimmten ebenso unseren Weg, wie häufig vorhandene Buskolonnen, die trotz des diesigen Wetters ihr Touristen selbst in die entlegendsten Ecken der westirischen Landschaft karren.
Wir biegen auf dem Wild Atlantik Way zwischen Ballyvaughan und Glenford zur Aillwee Cave ab. Da diese jedoch geschlossen war - es ist wohl noch zu früh am Tage - wollten wir auf dem ersten Parkplatz wenden und finden stattdessen auf Selbigem den Aillwee Farmshop mit einer leckeren Auswahl an Käse und anderen regionalen Produkten. Nachdem wir unseren Kühlschrank mit allerhand Köstlichkeiten gefüllt haben, geht es weiter zu den berühmten Klippen.
Trotz oder dank des Eintritts von nunmehr 12 Euro, die faktisch die Parkgebühren sind (der Weg selbst ist, wie auch beim Giant´s Causeway, kostenlos) ist der Weg entlang des Cliffs entschärft worden. Das direkte Betreten der Klippen bis an die Abbruchstelle, wie noch vor einigen Jahren ist nun nicht mehr gestattet. Dies ist bei etwa 10 jährlich zu beklagenden Unfalltoten absolut verständlich, geht jedoch auch zu Lasten abenteuerlicher Selfies und Fotos.
Am Abend finden wir in Tralee am Rugbystadion einen ruhigen Schlafplatz, wobei der Abend nicht ganz so ruhig begann, weil die heimischen Kerry´s gegen das nordirische Armagh spielten, was die Fans in Tralee zu dementsprechend ambitionierten Freudenrufen veranlasste, die allerorts aus den Pubs auf die Straße drängen. Wir mischen uns unter die Leute und trinken auch hier natürlich ein bis zwei Bierchen, bevor wir wieder den Heimweg antreten.
Der Parkplatz kann zwar nur mit äußerst wenig schöner Aussicht punkten, liegt dafür jedoch verkehrsgünstig im Dunstkreis der Pubmeile Tralees.
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Cliffs of Mohezur: Die kleinen Schwestern der Moher-Klippen |

Cliffs of Moher: Obwohl das neblige Wetter etwas vom majestätischen Eindruck der Klippen abzulenken versucht, ihre Dimensionen sind trotzdessen anhand der darauf laufenden Besucher zu erahnen |
Tag 15: Vorgreifend kann konstatiert werden, dass wieder ein recht anstrengender Tag auf der Halbinsel Dingle hinter uns liegt. Sehr enge und kurvige Straßen, Single Track Roads, und ein Wild Atlantik Way, der uns auf der schönsten Strecke über den Conor Pass verwehrt wurde. Von Tralee aus kommend verboten drei Schilder die Weiterfahrt von Fahrzeugen über 2 Tonnen und über 1,8m Breite. Natürlich gab es die uns entgegenkommenden VW-Bus-Fahrer, die uns per Handzeichen darauf hinwiese, dass eine Weiterfahrt ohne Weiteres möglich ist und natürlich gab es auch Busfahrer, die mit ihren Touristenladungen den Pass ansteuerten, wie ich vermute, aber sollte man es darauf ankommen lassen? Die Antwort auf diese Frage möchte ich jedem Leser und jeder Leserin selbst beantworten lassen (siehe auch den Abschnitt SINGLE TRACKS). Nach dem Motto, dass jedes Schild seine Geschichte hat und wir die Bestätigung in diesem Falle auch später noch erfahren würden, fahren wir ein Stück zurück und nehmen die südlicher liegende Route über die N86 Richtung Dingle. Und was soll man sagen, auch diese Route hatte durchaus ihre Reize und den grünen Rand an der Karte, für eine landschaftlich interessante Strasse verdient.
Dingle ist ein süßes kleines Städtchen, das sich an einen kleinen Bodden schmiegt. Seine Häuschen sind bunt bemalt und farbenfroh anzusehen, also wollten sie das diesige Wetter und seine triste Atmosphäre zum freundlichen Leuchten anregen. Hier in Dingle gibt es natürlich jede Menge Gift Shops, aber auch kleine Läden, die zum Kauf regionaler Handwerkskunst einladen. Überhaupt sehen wir hier in Irland immer mehr dieser - man möchte sie tatsächlich schon Kunstartikel nennen, welche von Menschen aus der Umgebung hergestellt wurden. Kunst aus Treibholz oder allerlei Dingen, die man am und im Meer findet, gehören ebenso dazu, wie Bilder in Aquarell oder Öl-Technik mit liebenswerten und beliebten lokalen Motiven darauf.
Jedoch ist Dingle auch die einzige ernstzunehmende Ortschaft auf der gleichnamigen Halbinsel, weshalb sich auch sämtliche Touristenströme hier konzentrieren. Dementsprechend wuselig geht es hier auch zu, gerade zur Mittagszeit, zu der wir hier ankommen. Wir essen hervorragend im Dingle Bay Hotel & Bar direkt am Hafen und genießen die Stadt noch etwas bei Live-Straßen-Musik irischer Balladen und verlassen Dingle dann in Richtung der ausgeschilderten Slea Head Route.
Und wieder, enge Straßen und gefährlich wirkende Banketts begleiten uns Richtung Murreagh. Zwar merken wir, dass wir irgendwie entgegen des Stromes fahren, kommen aber nach einigen Angstatacken und gehörig viel Gepolter am Slea Head an. Ein sagenhafter und atemberaubender Ausblick von Felsencliffs, die mit dem tosenden Atlantik um die herrschaft kömpfen wie auch kleine aus dem Wasser ragende Inselchen, bietet sich uns dar.
Nach diesem wunderbaren Panorama auf die grandiose irische Küstenlandschaft wollen wir weiter auf der Slea Head Road weiterfahren, einer Ringstraße um den südwestlichen Zipfel von Dingle. Sieht man von Great Blasket Island ab, ist der Slea Head der westlichste Punkt von Irland. Alerdings hindern uns auf halber Strecke erneut Verbotsschilder für Wohnmobile und Wohnwagen daran, unser Vorhaben zu Ende zu führen. Auch hier werden wir den Grund dafür noch erfahren...
Wir nehmen stattdessen auf halber Strecke eine nicht minder abenteuerliche Abkürzung unter die Schlappen, deren Beschilderung uns zurück nach Dingle führen soll und finden uns an Páidi Ó Sé’s Pub, fünf Gehminuten vom Strand entfernt, wieder. Hier winkt uns außer einem guten Essen und einem ebenso flüssigen Guinness auch eine kostenlose nächtliche Bleibe auf dessen Parkplatz. Eine kostenlose Übernachtung mit wunderbarer Aussicht auf die Dingle Bay und einem leckeren Bier am Abend. Wie kann ein solcher Tag besser enden? |

Dingle: Die kleinen Straßen und der freundliche Anstrich vieler Häuser laden zum Flanieren ein

Dingle: Sagenhafte landschaftliche Eindrücke begrüßen uns am EIngang der wohll bekanntesten Halbinsel Irlands |

Slea Head : Zerklüftete Felslandschaften, die in den Atlantik hineinragen

Slea Head : Der westlichste Zipfel von Irland präsentiert sich mit berauschend schönen und schroffen Landschaften |
Tag 16: Der Tag startet mit etwas Regen, naja, schon wieder. Aber wenn man nach Irland fährt, so denke ich, richtet man sich darauf ein. Wir brechen von unserem Nachtplatz auf und biegen links ab auf die Slea Head Road. Heute Morgen hatte ich nämlich die Eingebung, dass die ganzen Verbotsschilder aufgestellt wurden, um die engen Straßen, insbesondere in den wirklich gefährlichen Gegenden zu einem Einbahnstraßenverkehr für größere Fahrzeuge zu zwingen. Und tatsächlich – wir fahren morgens entgegengesetzt des Uhrzeigersinns auf die Panoramastraße und ohne signifikanten Gegenverkehr eine atemberaubende Strecke oberhalb der vom diesmal wirklich wilden Atlantik umtosten Felsenkliffs entlang. Die Wellen rauschen und brechen sich an den scharfkantigen Felswänden und unten, kurz vor der sicherlich mit gefährlichen Untiefen durchsetzten Steilküste zieht ein Fischerboot ebenfalls einsam seine Bahn.
Ein Ringfortaus dem Jahre 2000 v.Chr., besser gesagt, die darauf hinweisenden Tafeln erregen unsere Aufmerksamkeit. Die CCTV Kameras, welche in Irland im Schüttgut verkauft zu werden scheinen, weil sie wirklich überall hängen und auf die auf Schildern hingewiesen wird und welche wohl an dieser Stelle den Einwurf des Preises in die Kasse des Vertrauens überwachen soll, sind meines Erachtens hier lediglich Staffage. Nichts desto trotz werfen wir die 6 Euro „Eintritt" für zwei Peronen in die abgesägte Dachrinne, die als Kassenhäuschen dient und wandeln durch die Steinruine, die natürlich nur noch als steinerne Struktur existiert. Erst eine Luftaufnahme der Drohne zeigt, wie das Fort einstmals aussah.
Auf unserer Weiterfahrt jagd ein sagenhafter Ausblick den Anderen. Nur ausgerechnet der Slea Head selber bildet den von Touristenbussen angesteuerten, jedoch langweiligsten Küstenabschnitt dar, zumindest so man hier von langweilig sprechen kann.
Campervans und Wohnmobile zeigen vom hiesigen Ausblick aus die möglichen legalen und illegalen Übernachtungsplätze, welche von ihren findigen Lenkern inzwischen erschlossen wurden, während Busse, deren Hoteltouristen nun ebenfalls aufgewacht sind, uns die potenziell schönsten Aussichtspunkte zeigen.
FREISTEHER: In Irland frei zustehen ist nicht wirklich schwer. Es gibt gerade in den Scenic Routes (Panoramastraßen) der Nationalparks und des WAW immer mal wieder Parkplätze, die eine teils atemberaubende Aussicht ihr Eigen nennen, die ohne Höhenbeschränkung versehen und somit auch für Wohnmobile geeignet sind. Stehen dort keine Schilder, welche ein Overnight oder Camping ausdrücklich verbieten, kann man dort auch mal eine Nacht verbringen. Tipp: Es lohnt sich, diese Plätze am späten Nachmittag anzufahren, wenn die einheimischen Picknickfreunde wieder zu Hause sind.
Wir folgen dem WAW durch Dingle auf seinem Weg entlang des Wassers. Allerdings haben wir uns abgewöhnt, überall hinzufahren, wo er uns bringen möchte, denn viele Straßen sind einfach nicht für Fahrzeuge über 2,5m breite geeignet.
PANORAMA-DRAMA: Doch Panoramastraßen sind, gerade mit voll- und teilintegrierten Wohnmobilen, also allem, was über 2m breit ist, mit größter Vorsicht zu genießen. Nicht wenige, die glaubten mutig genug zu sein, doch dort entlang zu fahren, sind schon mit manch einem Fahrwerksschaden oder zumindest mit Schäden an der Karosserie, dem Unterboden oder dem Aufbau wiedergekommen. Einmal gefahren, gibt es häufig aus Ermangelung von Wendemöglichkeiten kein zurück und man muss sich eher durch dünn als durch dick durchquälen, will man vermeiden zwei Kilometer rückwärts zu manövrieren inklusive des Staus, der sich durch die Nachkommenden Fahrzeuge bildet, denn auch die Ausweichbuchten sind nicht breit genug, ein 6m WoMo zu wenden und das sind noch die Kleinen unter Ihnen. Die Iren sind in dieser Sache nicht zögerlich. Selbst der „große“ Wild Atlantik Way führt teils über Sträßchen, bei denen wir uns nach einem Kilometer wünschten, dort nicht hineingefahren zu sein.
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Slea Head : Ein einsames Fischerboot zieht um diese Morgenstunde seine Bahn antlang der Küste |

Slea Head : Die Ausdehnung und Form des Ringforts Cashel Murphy ist nur aus der Luft gut erkennbar |

Slea Head : Der Atlantik bricht an den rauen Felswänden |
Ab Castlemaine verlassen wir die R561 folgen wir ihm über die N70, als er in den Ring of Kerry übergeht. Dieser führt uns etwas ins Landesinnere. Unterschiedlicher als in den letzten Tagen könnte die Landschaft hier nicht sein: Hohe Berge in einem saftig grünen Kleid türmen sich vor uns auf und wir fahren durch eine Art Hochplateau-Landschaft, mit Seen, Flüssen und einzelnen Gehöften. Langsam geht sie in eine sanfte teils steinige Hügellandschaft über, wie wir sie aus Schottland kennen. In Caherceveen, einem eher unscheinbaren Örtchen an der nordwestlichen Ecke des Ring of Kerry halten wir für eine kurze Einkehr. Angesichts des eher touristischen Nebenschauplatzes bietet sich uns auch eine übersichtliche Auswahl an Restaurants, die um diese Zeit oder in diesem Jahr geöffnet sind. Doch die Sehenswürdigkeiten Caherceveens liegen nicht vor der Nase, sondern zeigen sich eher im Verborgenen. Wir besuchen die Old Barracks, die alte Kaserne der ehemaligen Royal Irish Constabulary, der königlich-irischen Schutzpolizei, welches der Legende nach wohl unbeabsichtigt nach den Bauplänen eines englischen Gebäudes in Indien gebaut wurde. Doch auch die Ruine des Ballycarbery Castle, welche etwas nordöstlich am anderen Ufer der Valencia Bay liegt, scheint sehr sehenswert und eine Wanderung wert zu sein.
Überhaupt scheint diese Gegend bei Wanderern und Pfadfindern sehr beliebt. Wir haben neben vielen Wanderern aller Altersgruppen auch junge Pfadfindergruppen gesehen, die bei WInd und Wetter an irgendeinem Parkplatz in der Umgebung ausgesetzt wurden, und den Weg in ihre Jugendherberge (von denen es hier auch reichlich gibt) wandernder Weise selbst zu finden hatten. Das Gebiet lädt aber auch förmlich dazu ein. Durchzogen von Wegen und der Sanftheit der Landschaft scheinen die Schwierigkeitsgrade hier relativ überschaubar und für jede Konditionierung zu bewerkstelligen.
Wir indes folgen nach unserem Mittagessen dem Ring of Kerry weiter nach Süden. Es sei noch erwähnt, dass irische Köche eher Künstler als Koch sind. Sie schaffen es, aus selbst dem langweiligsten Gericht auf der Karte durch die mehr oder weniger essbare Dekioration eine optische Köstlichkeit zu zaubern. In Sneem, einem kleinen Kaff an einem kleinen malerisch gelegenen Sund und beziehen auf dem Goosey Island Motorhome-Park unser Nachtquartier. |

Ring of Kerry : Die Landschaft, hier im Landesinneren ändert sich in teils sanfte, teils schroffe Hügel |

Ring of Kerry: Auch die Küste ist flacher und stärker mit Schereninseln durchsetzt |

Ring of Kerry : An diesem kleinen Sund, der bei Ebbe fast komplett trockenliegt, befindet sich der Goosey Island Motorhome-Park |

Kenmare: Kurz vor dem Ortsausgang finden wir die Old Church of Kenmare mitten zwischen Wohnhäusern und Ferienanlagen. |
Tag 17: Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen. Nur knapp 80 km trennen uns von unserem heutigen Ziel Killarney, wo wir uns die Celtic Steps Show zu Gemüte führen wollen.
Während wir fahren sehen wir, wie sich innerhalb des Ring of Kerry die Landschaft verändert. Während die Iveragh Halbinsel im Norden von schroffen Felsen und relativ ruhiger See zeugen, werden sie hier im Westen von den tosenden Wellen das Nordatlantik umströmt, die gegen die scharfen Felsklippen knallen. Der Süden der Halbinsel indes zeigt sich eher im Kleid einer schwedischen Schärenlandschaft mit beinahe spiegelglatter See, vielen Wäldern, durchschnitten von kleinen weißen Häuschen. Auf der anderen Straßenseite stemmen sich grüne Hügel, oder kann man sie schon Berge nennen(?) gen Himmel. Dazwischen Täler in allen Nuance eines typisch irischen grünen Kleides. Dazwischen weiße Tupfer der teils schon geschorenen Schafe, deren Lämmer auch schon einiges an Statur gewonnen haben.
Durchschnitten wird die Landschaft von kleinen Städtchen welche irgendwie alle mindestens eine verfallene Kirche nebst zugehörigen Friedhof zu haben scheinen. Sieht man die teils windschief stehenden Grabsteine, meint man, diese stammen aus oder von vor dem 17, oder 18. Jahrhundert, schaut man sich die Innschriften jedoch mal genauer an, ist kaum einer älter als 150 Jahre. Diesem Umstand und die Tatsache, dass gerade diese kleinen, verfallen alten Abbeys und Churches von Besuchern verschont sind, ist es vermutlich zu verdanken, dass sie mit ihrem Charme eine gewisse Ruhe ausstrahlen und den Menschen über das Leben und seine Vergänglichkeit nachdenken lassen. |
Wir erreichen relativ entspannt den Fleming´s Campingplatz in Whitebridge, einem Stadtteil von Killarney, der seit unserem letzten Besuch vor neuen Jahren an Größe zugenommen, jedoch von seinen Charme nichts eingebüßt hat. Zugegebenermaßen: Man muss schon mit dem Fahrrad fahren, um die etwa 6km in die Innenstadt zurückzulegen, wird dort aber von einer mächtigen Kathedrale und einem typisch irischen Flair von bunten Häusern mit gemütlichen Restaurants und Pubs empfangen. Die Straßen brodeln von freundlichen Menschen aller Herren Länder. Wir genießen die Gift-Shops und schlendern durch die Altstadt und begeben uns danach wieder zurück zu unserem Wohnmobil. |

Killarney: Ross Castle wacht seit über 400 Jahren am Lough Lean |
Tag 18: Der nächste Tag bleibt dem reinen Sighseeing überlassen. Obwohl wir Ross Castle bei unserem letzten Irland-Besuch bereits besichtigt haben und nach unserer Meinung seine Reize eher landschaftlicher, denn historischer Natur sind, wollen wir es nach dem Ausschlafen und einem ausgiebigen Frühstück trotz des regnerischen Wetters noch einmal besuchen. Es liegt etwas außerhalb von Killarney in traumhafter Lage am Lough Leane und schaut seit etwa 400 Jahren auf die gegenüber in die Höhe wachsenden Berge des Killarney National Parks, die, wie die Ufer des Lough Lean selber, zum Wandern einladen.
Ich selber fahre mit der Fotoausrüstung schon etwas früher einmal dorthin, um vielleicht noch das eine oder andere schöne Bild einzufangen, denn wie wir bereits erlebten, erstickt diese wunderschöne Kulisse bei Tagesanbruch in Bus- und Besucherlärm.
Jetzt zur Morgenstunde liegt das Castle jedoch noch ruhig im Lichte der aufgehenden Sonne, die gerade aufziehenden Wolken machen das Bild nur noch mystischer. Die Wassertaxis und Boote, die die Besucher zur Innisfallen Island bringen plätschern noch ruhig im spiegelglatten Wasser vor sich hin. Die Paddelboote und Kanus, mit denen man sich von hier aus über schöne Routen einen Weg durch die malerische Auenlandschaft bahnen kann, stoßen leicht hörbar an ihre Stege.
Zurück auf Flemming's habe ich noch vor, dem Flesk Castle auf die Spur zu kommen. Es steht auf einem Grundstück, das von allen Seiten als "Private" und mit einem Zugangsverbot markiert und auf einer Farm gelegen ist. Auch der Versuch des Zugangs über oder durch den im Osten angrenzenden Wald gestaltet sich jedoch ebenfalls als vergebens.
Der Radweg zum Lough Leane führt durch ein Wohn-/ Gewerbe-/ Sportgebiet mit Mietskasernen, Unternehmen unterschiedlichster Art und dem Race Course von Killarney, einer Pferderennbahn, auf der auch nationale Pferderennsportveranstaltungen ausgetragen werden. Die Mauern, die die Rasfahrer und ggf. auch die Touristen vom tristen Anblich dieser Szenerie abwenden sollen wurden künstlerisch gestaltet. Es wahrer optischer Spaziergang durch die Fauna der Region.
Am Abend haben wir Karten für die Celtic-Steps-Show, die außer samstags allabendlich in Tralee und Killarney aufgeführt wird. Sie sind eine kleine, auf dem ersten Blick ganz illustre Truppe von Musikanten irischer Musik und Tänzern. Im Laufe der Show wird jedoch klar, wir haben es hier mit Weltklasse-Tänzern zu tun. Ausnahmslos alle Tänzer und Tänzerinnen (zumindest hier in Killarney) haben ihr Können bei Weltmeisterschaften im irischen Stepptanz unter Beweis gestellt und so tänzerisch auch den einen oder anderen Titel errungen. Auch die Musiker sind eine Klasse für sich. Sie generieren auf ihren Gitarren, Fiddels und Keyboards Akkorde in einer herausragenden Leichtigkeit und Geschwindigkeit, die selbst so manche Werke von Strauss und Beethoven das Wasser abgraben würden. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzuschauen und ist jeden Euro des Eintrittes von etwa 30 Euro wert. |

Flesk Castle : Sichtbar vom Flesk Castle ist lediglich einer der Türme der Eingangshalle |

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Killarney: der Radweg zum Ross Castle wird gesumt von einer Street-Art Wall |

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Farran: Die Killgrae Friary, ein 670 Jahre altes Kloster findet sich hier mitten auf dem flachen Weideland zwischen Höfen und Tierweiden

Killcrae Friary: Die Kirche wird seit etwa 350 Jahren nicht ehr genutzt, doch auf dem Friedhof finden sich Gräber aus dem 2020er Jahren. |
Tag 19: Unsere Tage in Irland neigen sich dem Ende. Heute geht auf die letzte irische Etappe, bevor wir per Fähre von Rosslare nach Fishguard übersetzen und unseren Heimweg über Südengland antreten.
Kurz vor der Abfahrt entscheiden wir uns während unseres täglichen Breifings, Cork auf unserem Weg mitzunehmen. Da wir eine beachtliche Strecke, faktisch von der Westküste bis fast an die Ostküste vor uns haben, müssen wir das Sightseeing in Cork auf eine unserer nächsten Reisen vornehmen und uns auf das Cork City Goal konzentrieren.
Auf dem Weg nach Cork folgen wir (noch einmal oder schon wieder) bei Farran einem der braunen Wegweiser zur Killgrea Friary. Wir fahren über eine erneut recht enge Straße und kommen an eine kleine Brücke, bei deren Überwindung wir auf beiden Seiten nur zwei bis drei Zentimeter Luft hatten und wir einen nachfolgenden Lieferwagen derart behinderten, dass wir eine dementsprechende Reaktion von ihm zu hören bekamen. Doch was uns dann erwartete, entschädigte dafür.
Vor uns baute sich am Ende einer Kastanien-Allee von Bäumen eine Klosterkirche die 1465 von den Franziskanern errichtet wurde. Um 1650 wurde sie von Soldaten besetzt und geriet danach offensichtlich in Vergessenheit. Seither wurde sie im typisch anglo-irischen Style sich selbst und seinem Schicksal überlassen. Der Friedhof, der sich interessanterweise innerhalb der Mauern des Klosters befindet, wird dagegen noch heute genutzt. Wir machen noch ein paar schöne Fotos vom Boden und aus der Luft und fahren anschließend weiter zu unserem nächsten Zwischenstopp. Cork. |

Cork: Das Cork City Goal liegt herrisch über Cork mit einem erhabenen Überblick über die Stadt

Cork City Goal : Sehr anschaulich wirst Du durch die 21 Stationen und Zellen geführt. |
Das Cork City Goal, dieses alte Gefängnis aus der vorletzten Jahrhundertwende, ist mit Sicherheit eines der Highlights von Cork, wenn auch nicht die einzige Attraktion. Eine Besichtigung für anständige 26 Euro. Ist unbedingt zu empfehlen. Mit einem Audio-Guide in unterschiedlichen Sprachen wirst Du von einem damals real existierenden Gefängniswärter über die 21 Stationen geleitet und erfährst viel über die englischen Gefängnisse und einiger der tatsächlichen Insassen seiner Zeit.
Die Old Cork Waterworks Expirience, ein technisches Museum zum Anfassen, welches sich um die Wasseraufbereitung im alten Cork dreht, liegen mehr oder weniger auf unserem Wege zurück zum Parkplatz. Leider hat es heute nicht mehr geöffnet, was uns zu einem Blick auf die Uhr zwingt, der uns sagt, dass wir erst am späten Nachmittag Cork verlassen, und so merken wir uns dieses beeindruckende Stück Technik für das nächste Mal vor. |
Weiter geht es über die N22 nach Kilkenny, weltbekannt durch das gleichnamige Bier. Hier beziehen wir unser Quartier im Tree Grove Caravan Park, nur etwa 15 Gehminuten vom alten Stadtzentrum entfernt. Generell wurden wir in Irland sehr freundlich aufgenommen, wohin man auch kam. Doch hier Bekundet ein auch für irische Verhältnisse überaus freundlicher Betreiber eher das Interesse, uns zu zeigen, wo es die schönsten Sehenswürdigkeiten und das beste Lachssteak gibt, als dass er uns die 32 Euro pro Nacht abnehmen wolle.
Noch einmal atmen wir am Abend den irischen Flair von Nachtleben, Livemusik und vollen Pubs ein. |

Kilkenny: Eine der in Europa weit verbreiteten Umbrella Streets. |
Tag 20: Kilkenny. Wir verbringen heute den Tag in Kilkenny und wollen uns das Castle anschauen und durch die sehenswerte Innenstadt bummeln, bevor wir morgen Irland wieder verlassen müssen. Kilkenny, nach eigenem bekunden die sauberste Stadt Irlands (Quelle unbekannt) – begrüßt uns wieder einmal mit dem typisch irischen Charme. Die Menschen sind überaus freundlich und zuvorkommend und haben eine irgendwie unbeschreibliche Art, was sich vor allem beim Autofahren zeigt.
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FREUNDLICHER VERKEHR: Gegrüßt wird jeder, der einem die Vorfahrt gewährt oder mal etwas weiter rechts fährt, wenn`s eng wird, und eng wird es hier häufig auf den Straßen. Das mit dem Grüßen lernen, soweit wir gesehen haben, die Fahrschüler hier schon während ihrer ersten Stunden auf der Straße. Mit dem Langsamerwerden auf engen Straßen haben sie es hier nicht so und auch das überholen gestaltet sich sehr zäh. Es gibt auf den meisten Schnellstraßen mit einer gelben Linie abgegrenzte Randstreifen, die beinahe breit genug für LKWs sind. Benutzt man diese jedoch weil man den Berufsverkehr nicht unbedingt mit seiner rollenden Doppelhaushälfte aufhalten möchte, zeigen sich einige Iren trotz des dann üppigen Platzangebotes relativ ängstlich und überholen, wenn überhaupt, mit etwa 5km/h Geschwindigkeitsunterschied sehr zögerlich und langsam. Das sollte man unserer Meinung nach unbedingt berücksichtigen, wenn man eher mitteleuropäische Straßen gewohnt ist.
Vom Campingpark führt ein malerisch schöner Weg über die Canal Street. Durch einige kleine steinerne Durchgänge gelangt man von hier aus in den Kilkenny Park und von hier aus direkt zum Kilkenny Castle. Herrisch baut sich Kilkenny Castle vor uns mit einer breiten Fassade und den typischen kleinen Türmchen auf. Hier gibt es geführte, als auch eigene Touren. Leider konnten wir keinen Audioguide erhalten, was vielleicht ganz interessant gewesen wäre, um die letzten 500 Jahre irischer und in diesem Falle auch englischer Geschichte kennenzulernen, denn der Earl of Pembroke, welcher hier residierte, hatte ziemlich viele Berührungspunkte mit hohen Akteuren einer der lebhaftesten aller royalen Epochen Englands, so mit Anne Bolin und Königin Katherina, wie aus den englischen Exponatbeschreibungen hervorgeht. Meine Englischkenntnisse könnte man als gut, aber ausbaufähig bezeichnen, um jedoch pausenlos längere Texte übersetzend zu lesen, reicht meine Geduld häufig nicht aus.
Ein weiteres Highlight Kilkennys ist das Rothe House inmitten der Pubs von Killkenny. In drei Häusern, welche unterschiedlichen Mitgliedern der jeweiligen Castle-Inhaber gehörten, wird mehr oder weniger die geschichtliche Entwicklung der anglo-irischen Architektur und Lebensweise, nicht nur zur Zeit der Tudors gezeigt. Zudem werden wichtige archäologische Funde im County Kilkenny angesprochen und eingeordnet. Leider ist auch hier ein Audioguide vergebens zu suchen, was jedoch nicht von einem Besuch abhalten sollte, ist doch der Zweck des Museums bildlich gut dargestellt und aufgrund dessen mit weniger langen englischen Texten zu rechnen.
Es ist später Nachmittag und inzwischen füllen sich die Pubs für das allabendliche gemütliche Besammensein, dass viele Iren unabhängig von der Uhrzeit zelebrieren. Wir mischen uns für eins, zwei Bierchen unter das Volk, bevor wir unseren Spaziergang zum Tree Grove beginnen um uns zur letzten Nacht in Irland zu betten. |

Kilkenny: Kilkenny Castle thront über der Stadt und gibt sich mit majestätisch breiter Front |

Kilkenny Castle: Interessante Einblicke in das Leben von vor 500 Jahren bis heute |

Kilkenny Castle: Prominieren und Präsentieren waren schon immer wichtig |

Kilkenny Rothe House: Eine kurze Geschichte über Bauen und Leben im england zur Zeit der Tudors |
Tag 21:
Unsere Irland Reise neigt sich langsam, aber sicher dem Ende. Heute verlassen wir die grüne Insel, um über Südengland den Weg gen Heimat anzutreten.
Um dies zu tun, ist unser heutiger Reisetag mehr oder minder von Fahren ausgefüllt.
Dazu fahren wir von Kilkenny zunächst nach Rosslare und nehmen die Fähre nach Fishguard. Spät in der Nacht kommen wir nach etwa 3,5h Fährüberfahrt in Fishguard an und nutzen gleich den ersten Parkplatz hinter der Esso Tankstelle, nicht weit vom Pier entfernt, um uns für die Nacht zu betten, wie auch viele andere unserer Reisebegleiter.
Eine Erfahrung, die ich von diesem Tag mitnehme: Bei einer der nächsten Fährüberfahrten, egal wo, wähle ich als Abfahrtsort eine größere Stadt, in der man sich die Zeit vertreiben kann. Die drei Stunden Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre hätte man beispielsweise in Dublin sicherlich schöner verbringen können, als in Rosslare.

Picton Castle: Nicht sher groß, jedoch weitab von jedweder Hauptstraße sehr schön gelegen |

Picton Castle: Die Gärten sind bestimmt ebenso sehenswert, wie das Innere des Schlosses

Usk: Eine Brücke aus dem Jahre 1647 überspannt noch heute den River Usk.

Usk: Liebevoll gepflegte und dekorierte Häuser zeigen sich auch hier in Usk |
Tag 22: Ein kurzes Stück hinter Harverfordwest sehen wir einen braunen Wegweiser in Richtung des Picton Castles, von dem wir in einem Flyer auf einem englischen Campingplatz auf unserer Hinreise gelesen hatten. Wir entschließen uns kurzfristig, selbigem einen Besuch abzustatten, fahren – wieder einmal – durch dunkle Single Tack Roads und sind froh, aber auch etwas verwundert, dass sich der Gegenverlehr um die Zeit noch stark in Grenzen hält. Als wir dort ankommen hellt sich meine Stimmung auf, denn wir teilen uns mit nur drei anderen Autos den Parkplatz. Irgendwann kommt wahrscheinlich bei jedem Menschen der Zeitpunkt, ab dem hat man ein wenig zu viel von Touristen gesehen und deshalb haben wir nichts dagegen, auch gerne wieder mit nur wenigen Zeitgenossen unter uns zu sein.
Als wir an dem Kassenhäuschen angekommen sind, an dem man uns freundlicherweise bittet, 29 Pfund für zwei Erwachsene zu zahlen, wird uns im gleichen Atemzug offeriert, dass das zu den Picton Gärten gehörende Schloss erst gegen halb zwei öffnet. Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass die Öffnung demzufolge erst drei Stunden in der Zukunft liegt. Naja, wir hätten auch eher danach fragen können. Nun einmal gezahlt können wir uns nun auch die Gärten anschauen, die besonders in diesem durch den Golfstrom induzierten milden Klima gedeihen.
Weiter geht es auf der A40 in Richtung Bristol, Kurz vor Newport finden wir einen Freisteh-Parkplatz in Usk, direkt gegenüber des dortigen Gefängnisses. Überraschung für uns: das heute noch im Betrieb befindliche Usk Prison könnte aus derselben Zeit, wie das in Cork, ist aber vermutlich etwas kleiner.
Eine weitere interessante Beilage ist vom Augenschein her Usk Castle, welches von beinahe überall sichtbar auf einem Berg erbaut wurde. Über Umwege finden wir zu der hübschen Ruine, müssen aber von einem Besuch absehen, weil Usk Castle nur sonntags ein paar Stunden offen ist. Mutmaßlich während die zugehörigen Usk Castle Knights, eine Gruppe von Mittelalterliebhabern, die allsonntäglich eine kleine Show in den Mauern der Burg darbieten.
Usk kann mit einer kleinen, aber schönen Innenstadt aufwarten. Neben den altbekannten kleinen bunten Häuschen verbindet eine fast 400 Jahre alte Brücke den River Usk. Angesichts des biblischen Alters einer die Hauptstraße führende Brücke mit allerhand Bus, LKW und PKW Verkehr, der zusätzlich in ihrer Geschichte noch zwei Hochwasser zugesetzt haben, fragt man sich ab und an, warum wir heutzutage häufig solche Probleme haben, Brücken nur ein Zehntel dieser Zeit überdauern zu lassen.
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Stonehenge: Die berühmten Felsentische bei Amesbury ziehen jährlich mehr als eine Million Besucher an |
Tag 23: Heute die vorletzte Etappe. Es geht relativ schnell von Usk raus auf die Autobahn Richtung London und über den Fluss Severn, der an der Stelle kurz von Bristol eine Breite von fast 400m haben dürfte und zu einem Sund angewachsen ist. Das Einzige, was uns heute aufhalten soll ist das weltberühmte Stonehenge.
Stonehenge besteht im Prinzip aus zwei Bereichen. Einmal dem Besucherzentrum, in dem man etwas über die Ausgrabungen in diesem Gebiet, wie auch über die daraus gewonnenen Erkenntnisse erfährt. Zum Zweiten trennt Dich ein etwa zweieinhalb Kilometer langer Fußweg von der eigentlichen Ausgrabungsstätte, an der die berühmten Steintische stehen. Dieser kann per Pedes, aber auch mittels Shuttlebussen zurückgelegt werden. Ich leiste mir den Eintritt von 28 GBP (33 GBP bei vor-Ort-Buchung) und begebe mich auf den Weg zu der etwa 4000 Jahre alten Touristenattraktion. Die Entscheidung, diesen Preis zu zahlen, fiel mir relativ schwer, denn zu Dolmen aufgerichtete Steine jedweder Größe und Qualitätsklasse sind hier in den einst keltisch geprägten Landen nicht selten. Doch was hier zu sehen ist, scheint schon aus der Entfernung von einem anderen Kaliber zu sein.
Kleiner Tipp: Kommst Du auf der A303 aus Richtung Osten, fährst Du mehr oder minder direkt daran vorbei. Viele Zeitgenossen biegen zwischen Amesbury und dem Kreisverkehr nach Stonehenge bei 51.17589249748978 (N), -1.832589046768535 (O) auf einen Feldweg ab und kommen ohne Tribut in den Genuss, kommen jedoch nicht sehr weit heran. Kineastisch gesehen ist dies für kurze Schnappschüsse ganz gut denn hier zählt eher das Dagewesen-sein. Ich sehe hier viele Menschen aller Kulturkreise und Altersklassen, die eher Selfies von sich vor diesem Kunstwerk des Altertums in Szene setzen, mit allen Verrenkungen, die dazu nötig sind.
Weiter geht es unserem eigentlichen Ziel dieser Etappe entgegen, der Oakland Farm bei Burgclere. Und hier komme ich auf den Tag 2 unserer Reise zurück: Ganz in der Nähe thront Highclere Castle, welches durch das Video von "Heavens" des R&B Künstlers John Legend und der BBC-Fernsehserie „Downton Abbey“ – zumindest in gewissen Zuschauerkreisen - zu Bekanntheit gelangt ist.
Der Oakland Farm Camping Park ist ein kleiner Wohnmobilstellplatz auf einem Areal der namensgebenden Farm. Er wird von einem sehr drolligen freundlichen älteren Herren betrieben, dessen englische Scherze aufgrund seines Nuschelns für mich mehr oder minder hur zu erahnen sind. Dieses Bild setzt sich gewissermaßen auf dem Platz weiter fort. Klein, aber sauber und es ist alles da, was dazugehört. |
Tag 24: Heute steht ein Leckerbissen auf unseren englischen Etappen auf dem Plan: Highclere Castle. Nicht nur weil es, wie bereits gesagt zu cinematografischer Berühmtheit gelangte, sondern auch, weil es zu den wenigen heute noch bewohnten und weitestgehend im Originalzustand befindlichen Häusern gehört.
Das weitläufige Estate ist sehr gepflegt und wer die Serie oder die Filme gesehen hat wie wir, erkennt auch den einen oder anderen Ausblick wieder. Aber auch, wenn Du Highclere Castle noch nicht gekannt hast, ist der Besuch sehr zu empfehlen. Die Bewältigung der Touristenströme wirkt sehr organisiert, diszipliniert und koordiniert. Ordner stehen überall auf dem Grundstück und weisen die Busse und PKWs ihren Plätzen zu. Viele von ihnen haben ein freundlichen Spruch auf den Lippen, was noch einmal die Freundlichkeit der Einheimischen unterstreicht.
Der Rundgang im Castle durch die freigegebenen Räume gestaltet sich als insbesondere für die Fans der TV Serie sehr informativ, aber auch für nicht vorgebriefte Interessenten des Lebens des auslaufenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ist durchaus auch etwas dabei. Das meiner Meinung nach besondere ist, dass hier teils mit Mitteln einer Fernsehproduktion und natürlich den Eintrittsbeiträgen dem Original nachgestaltete, aber auch ungewöhnlich viele original erhaltene Inventarelemente zu bewundern sind.
Auch für Speis und Trank ist gesorgt, was sich auch preislich im Rahmen hält. Es gibt mehrere Tea Rooms und einen weitläufigen Park und Gärten, in denen man sich die Zeit vertreiben, ja sie sogar vergessen kann. Ich persönlich empfand diese Gärten bemerkenswert und als wirklich sehr weitläufig und im Stile des Englischen Gartens des 19. Jahrhunderts, was nicht zuletzt auch des riesigen Areals von etwa 400 ha Wald- und Weidefläche zu verdanken ist. Nur im Walled Garden steht eine wunderschöne Blüte neben der Anderen liebevoll von mehreren Gärtnern arrangiert und gepflegt. Einziger kleiner Wermutstropfen: Das Fotografieren ist im Inneren des Castles verboten.
Nach diesem überaus tollen Erlebnis fahren wir weiter. Die Weite des Anwesens hat zur Folge, dass der Exit Way aus dem Estate von Highclere Castle führt alleine bis zur ersten öffentlichen Straße eine Viertelstunde Autofahrt durch saftig grüne Wiesen und Wälder, vorbei an Eichenbäumen, die wahrscheinlich Kaiser Hadrian schon "gesehen" haben und gestaltet sich noch einmal als ein Panorama der typischen englischen Parkgestaltung der Jahrhundertwende und will uns offensichtlich noch einmal zum Abschied verzaubern.
Nach einer etwas über einstündigen Fahrt nach Süden kommen wir in Selsey ans Meer und machen uns auf einem wunderschön gelegenen Parkplatz am Ende einer Sackgasse für die Nacht bereit. |

Highclere Castle: Das mehr oder weniger berühmte Highclere Castle wird sehr liebevoll vom 8. Earl of Carnarvon und seiner Frau gepflegt |

Highclere Castle: Das Inventar ist originalgetreu Nachgebildet oder in Anbetracht des Alters relativ gut erhalten. Aufgrund eines Fotografierverbotes in den heiligen Hallen: Quelle: Postkarte |

Highclere Castle: Die Gärten und der Park - von Highclere sind ein Leckerbissen nicht nur für Pflanzenliebhaber, den man sich nicht entgehen lassen sollte |

Highclere Castle: Die berühmten Felsentische bei Amesbury ziehen jährlich mehr als eine Million Besucher an |
Tag 25: Unerwartet: Wir haben uns verrechnet, was nach vier Wochen Urlaub schon mal geschehen kann und nur dessen Qualität bekräftigt: Wir werden nicht morgen, sondern erst übermorgen an der Fähre in Dover erwartet. Unser Abschied aus England hat einen Tag Aufschub gewonnen. Doch leider zwingen uns eine begrenzte Toilettenkassette, wie auch ein inzwischen voller Grauwassertank dazu, einen Campingplatz aufzusuchen, weil unser Heimweg nur noch aus Übernachtungen auf Parkplätzen bestehen soll.
"ABFÄLLIGER" RAT: Abfall jeglicher Art loszuwerden, ist in England und Irland nicht leicht. Öffentliche Entsorgungsstationen, wie wir aus Norwegen und Frankreich kennen, gibt es hier nicht. Häufig lassen Dich die Campingplatzbetreiber auch nicht „einfach“ mal so, deine Tanks leeren. Da musst Du schon eine Nacht auf ihrem Platz mitbuchen. Manche Tankstellen haben Waschanlagen, vor denen sich ein Hochdruckreiniger-Waschplatz für die Grobreinigung befindet. Dort könnte man Grauwasser loswerden, ob dies allerdings durch die Tankstellenbetreiber geduldet odere erlaubt ist, sollte man vorher erfragen. Für die Entsorgung des Inhalts von Chemietoiletten gibt es jedoch kaum Einrichtungen außerhalb von Campingplätzen. Auch das Entsorgen in der Natur, wie es von Herstellen biologischer Zersetzungsprodukte gerne angepriesen wird, scheint mir sehr fragwürdig. Wer erwischt wird, ist in der Beweispflicht. Wir haben einmal unseren Tank in einer öffentlichen Toilette entsorgt, weil es in der Umgebung keinen einzigen adäquaten Stellplatz gab und wir zum Freistehen gezwungen waren. Ein ruhiges Gewissen hatte ich dabei nicht und zur Angewohnheit sollte man sich das vielleicht auch nicht werden lassen.
Auch ist es ratsam, einen Schlauch für den Grauwasserablass mitzuhaben. Auf den meisten Campingplatzen gibt es neben dem Stellplatz eine kleine Bodenöffnung, wo die einheimischen Camper ihr Grauwasser aus dem Caravan hinaus direkt einleiten. Sie sammeln das Grauwasser nicht, sondern lassen den Abwasserhahn gleich auf. Wir haben´s versucht, mit einem „normalen“ Abfluss in der Fahrzeugmitte kommst Du da nicht wirklich hin.
Auf unserem Campingplatz in Prevensey Bay sollten wir das Grauwasser direkt auf dem Stellplatz in die Wiese ableiten. Allein; mit einem Tank mit 60L stinkendem Seifen- und Spül- Grauwasser sind Deine Nachbarn not amused. Hier haben wir unseren Tankablass leicht geöffnet und ihn über die ganze Nacht hinweg tropfenweise „ausbluten“ lassen.
Prevensey Bay ist kein aufregendes Nest und dient auffallend vielen niederländischen und deutschen Zeitgenossen augenscheinlich eher als Zwischenstopp vor oder nach der Fähre in Dover.
Es gibt ein paar Lädchen etwa vier Take Aways, hauptsächlich mit Seafood und zwei oder drei Pubs, von denen wir im Castle Inn (ein zugehöriges Castle habe ich nicht wahrgenommen) zum Abschluss unserer Irland/England-Tour noch ein Paar Guiness trinken, um dann über den Kies- nein Steinstrand zurücklaufen, der für Hunde perfekt, für Badewütige ganz akzeptabel aber für Sonnenanbeter wenig einladend wirkt. |

Selsey: Das Ende einer Sackgasse dienst uns als Schlafplatz |
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Fazit: Tag 26 und 27 verbachten wir größtenteils auf der Fähre zurück nach Calais und der anschließenden Autobahnfahrt durch Belgien und Deutschland. Irland ist eines der schönsten Reisziele, bringt jedoch auch einige Herausforderungen mit sich. Im Anbetracht der vielfältigen Freistehmöglichkeiten dürfte für Freisteher die Abwasserentsorgung eine der größten sein. Hier werden, wie häufig in anderen Ländern auch, Freisteher eher geduldet. Von den Einheimischen ebenso, wie von der Polizei. Das könnte jedoch daran liegen, dass die Engländer und Iren eher ein sesshaftes Völkchen sind, die sich mit ihren Caravans wochenlang irgendwo einnisten.
Vor Allem im englischen Teil unserer Reise, also Südengland und Nordirland, aber teilweise auch im Süden der irischen Insel kollidierten teils Tage im Voraus zu buchende Zeitslots für Sehenswürdigkeiten mit unseren Routen und Reiseplänen. Was in noch aktiv bewohnten Häusern, wie Highclere oder Malahide noch plausibel erscheint, konnten wir bei den Gobbins, Newgrange oder Giant's Causeway häufig nicht wirklich nachvollziehen, könnte jedoch mit einem sonst nicht mehr zu bändigenden zeitlich punktuellen Touristenansturm zusammenhängen. Hier können wir durchaus den Rat geben, sich vorher im Internet zu informieren, was man da eigentlich bucht, denn das ist häufig nicht leicht und auf dem ersten Blick zu erkennen. Oftmals sind es gebuchte Führungen, obgleich der Weg dorthin frei zugänglich ist (siehe Berichte über Giant's Causeway oder Stonehenge).
Trotz dessen bietet Irland sehr viel Geschichte zum Kennenlernen und Bestaunen, grandiose Natur aller Couleur um tagelang in ihr zu wandern und Kultur, welche, geprägt vom Volk in der nordwestlichsten Ecke Europas, ihre eigenen Facetten mit sich bringt. Es ist demnach für jeden etwas dabei und lohnt sich immer. Das Klima, welches hauptsächlich vom Golfstrom beeinflusst wird, lässt Irland auch im Winter zu einem lohnenden Ausflugsziel avancieren. |